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"Am Beispiel meines Bruders": sujet baccalauréat 2006 - S - LV2

mis à jour le 18/02/2007


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mots clés : sujet, Amérique du Nord, 2006, S, LV2


1929 eröffnete mein Vater ein Geschäft für Tierpräparationen (1), nachdem er einige Jahre bei einem bekannten Hamburger Präparator gearbeitet hatte. Anfang der dreißiger Jahre bekam er ein Angebot, als Präparator an das naturkundliche Museum (2) in Chicago zu gehen. Er hatte lange überlegt, ob er das Angebot annehmen sollte, was ja bedeutet hätte, auszuwandern. Er entschied sich dann aber zu bleiben. Der Grund war die Familie. Eine andere tiefe Begründung war, er mochte Amerika nicht, er wollte in Deutschland bleiben. Deutschland war nicht nur ein Land, sondern es war das Land, erfüllt mit Geschichte, in die er gehörte, auf die er stolz war. Deutsch war nicht nur der Reisepass, es war die Heimat, die Sprache, das Volk. Auswandern, das konnte er sich nur im schwersten Fall vorstellen, emigrieren hatte für ihn immer etwas von Verrat (3).

Nach dem Krieg, in dem strengen Winter 1946, bekamen wir ein Carepaket. Darin waren mir so unbekannte Dinge wie brauner Zucker, Cornedbeef, Trockenmilch und Maple-Sirup (4). In dem Paket waren auch zwei Hemden und ein Paar Schuhe, schwarze Halbschuhe, neu, mit Ledersohlen. Schuhe, die von Bekannten und Verwandten bewundert wurden. Der Vater sagte damals, was er dann oft wiederholte: Ich Idiot, warum bin ich nicht nach Amerika gegangen.

Er zog die Schuhe an, die zu klein waren. Er trug sie dennoch, trug sie einen Sommer lang, dann trennte er sich von ihnen, tauschte sie auf dem Schwarzmarkt gegen Essen und Zigaretten und drei Tafeln Schweizer Milchschokolade. An jedem Abend, nach dem Essen, bekam ich ein kleines Stück.

Amerika, Schweden und die Schweiz, das waren die reichen Länder, aus denen kamen Schokolade und Kekse. Amerika war aus der kindlichen Perspektive ein mächtiges Land, weit mächtiger als das Deutschland des Vaters und damit selbstverständlich auch mächtiger als der Vater. Es war die Demütigung (5) der Vätergeneration durch Amerika, dessen Kultur übernommen wurde. Der Vater aber lehnte die amerikanische Musik, den Film, den Jazz ab. Amerikanismus.

Ich habe meine ersten Jeans, ich war 14 Jahre alt, nach einem monatelangen zähen Kampf kaufen dürfen, unterstützt von der Mutter. In diesen Jeans ging ich in die Stadt, und das Gehen war ein anderes, langsamer, eben das lässige (6) Gehen, das der Vater, der den deutschen Infanterieschritt lobte, nicht mochte. Ich ging in das Amerikahaus, das damals· an der Binnenalster lag. Dort wurden Filme gezeigt und Bücher ausgeliehen. So lernte ich die USA kennen. Fotos von den Wäldern, den Hochhäusern, den Seen, den Küsten: ein Land, das Weite versprach. Eine Gegenwelt zu unserem Trümmerland (7). So entstand der Wunsch, dort eine Zeitlang zu leben, wenn nicht gar ganz auszuwandern. Ein Land, so stellte es sich im Amerikahaus dar, in dem fast immer die Sonne schien, in dem Milch und Honig flossen. Alles schien praktisch und einfach zu sein.

Nach Uwe Timm, Am Beispiel meines Bruders, 2003

1 Tierpräparationen : animaux naturalisés
2 das naturkundliche Museum: le museum d'histoire naturelle
3 der Verrat : la trahison
4 der Maple-Sirup : le sirop d' erable
5 die Demütigung: I'humiliation
6 lässig: nonchalant
7 das Trümmerland : le pays en ruines

 


 

 COMPREHENSION DE L'ECRIT/ 10 points

I.

1. In welchem Land spielt die Geschichte?
    Antworten Sie kurz.

2. Welches historische Ereignis spielt eine große Rolle in diesem Text?
     Antworten Sie kurz.

II.

1. Welche Perspektive hatte der Vater in den dreißiger Jahren?
     Zitieren Sie eine Stelle aus dem Text.

2.Wie reagierte der Vater auf diese Möglichkeit?
     Zitieren Sie eine Stelle aus dem Text.

3. Aus welchen Gründen traf der Vater diese Entscheidung?
     Zitieren Sie 3 Textstellen.

4. Was gefiel dem Vater an Amerika nicht?
     Zitieren Sie eine Stelle aus dem Text.

 

III.  

Zitieren Sie 3 Wörter aus dem Text, die die materielle Situation in der Heimat am besten charakterisieren.


IV.

Hat der Sohn auch ein negatives Bild von Amerika?

Antworten Sie und begründen Sie Ihre Antwort mit 3 Zitaten aus dem Text.


 

  EXPRESSION ECRITE : 10 points

I.

"Ich Idiot, warum bin ich nicht nach Amerika gegangen."  - Kommentieren Sie diesen Satz. (etwa 50 Wörter)

II. 

Behandeln Sie eines der beiden Themen. (etwa 120 Wörter)

1. Auswandern? Wäre das auch eine Perspektive fiir Sie?

2. Im Text ist von reichen und armen Ländern die Rede. Gibt es in der heutigen Welt auch Beispiele für reiche und arme Länder? Wie ist das zu erklären? Wie kann man diesen Ländern helfen?



 

information(s) pédagogique(s)

niveau : Terminale S

type pédagogique : évaluation

public visé : enseignant

contexte d'usage : classe

référence aux programmes :

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