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"Auf euer Amerika !" - sujet baccalauréat 2008 - ES/S - LV1

mis à jour le 19/06/2008


bac2008.jpg

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mots clés : sujet, baccalauréat, Polynésie, 2008, ES, S, LV1


1952 in Leipzig in der DDR : Manfred und sein Bruder Wolfgang leiten gemeinsam eine kleine Firma. Doch eines Tages beschließt Manfred, mit seiner Familie in den Westen zu ziehen.

Manfred und seine Familie kamen zum Verabschieden. Sie wollten am nächsten Morgen den ersten D-Zug nach Berlin nehmen, um dann am Ost-Bahnhof in die S-Bahn umzusteigen und über Alexanderplatz und Friedrichstraße nach Westberlin zu fahren. "Das ist der ungefährlichste Weg", sagte Manfred, "denn an der grünen Grenze (1 ) haben sie schon eine Menge geschnappt (2)".

Sie hatten einen ganzen Handwagen voller Sachen mitgebracht, die sie auf dem Dachboden abstellen wollten. Der größte Teil ihrer Habe war bereits an Verwandte und Bekannte im Westen geschickt, einen Rest wollten sie in Koffern mitnehmen. Die Sachen auf dem Handwagen waren zu sperrig (3)  zum Mitnehmen und zu empfindlich zum Verschicken: ein Kristalllüster war darunter, drei große Ölbilder in goldenen Rahmen, zwei Porzellanvasen mit bunten Drachen und ein ganzes Essservice.

"So", sagte Wolfgang, als alles oben war, "nun können wir wetten, ob ihr die Sachen irgendwann wiederseht".

"Wenn nicht, werden wir auch nicht daran zugrunde gehen (4)", entgegnete Manfred, und es klang ein wenig ungehalten (5). Die Mutter kredenzte eine Flasche bulgarischen Wein aus dem HO (6).

"Weißt du, woran ich in letzter Zeit manchmal gedacht habe?" fragte Manfred und beantwortete die Frage auch gleich: "An unseren Großonkel Waldemar, der damals in den zwanziger Jahren  nach Amerika ausgewandert ist. Da hatten wir doch alle das Gefühl, Amerika sei so weit weg wie der Mond. Jetzt gehen wir nur bis nach Hannover, wo ich noch vor zehn Jahren oft zu tun hatte und alles kenne, Café Kröpke und Georgspalast und Hotel Mußmann und alles - aber es kommt mir vor, als gingen wir nach Amerika".

Es war ein paar Augenblicke lang still, bis die Mutter sagte: "Von Waldemar haben wir ja nie wieder was gehört".

Wieder war es still, dann erhob Wolfgang sein Glas: "Auf euer Amerika!"

"Meinst du", fragte die Mutter etwas ängstlich, "dass sie uns Schwierigkeiten machen wegen eurer Flucht?"

"Na ja, sie werden vielleicht kommen und fragen, ob ihr vorher davon gewusst habt. Dann sagt ihr natürlich nein. Wahrscheinlich werden sie behaupten - das tun sie gern -, ich hätte irgendwas aus der Firma mitgehen lassen (7). Da könnt ihr sicher sein, und das weiß Wolfgang auch, dass das nicht der Fall ist".

"Wir werden ihnen sagen", erklärte Wolfgang, "dass wir sehr überrascht waren, aus eurer Ansichtskarte zu entnehmen, dass ihr unverständlicherweise das Lebens in unserer aufstrebenden Republik überdrüssig (8) geworden seid".

Manfred schaute seinen Bruder an. "Sollen wir vielleicht hier bleiben, nur um euch vor dummen Fragen zu bewahren? Ich habe an meine Familie zu denken. An die Mädels (9), die hier nie und nimmer eine Möglichkeit haben, auf die Oberschule zu kommen. Die gelten doch hier als Kapitalistenbrut, weil wir diese kleine Klitsche (10) geerbt haben".

"Du sollst nicht so von unserer Firma reden", ereiferte sich die Mutter, "und außerdem will ich nicht, dass am letzten Abend gestritten wird. Wer weiß, wann wir uns mal wiedersehen?"


Nach Dieter Zimmer, Für'n Groschen Brause, s. 74-75
1980, Scherz Verlag, München

 

1.       die grüne Grenze: (hier) die Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten
2.       eine Menge geschnappt : viele Leute festgenommen
3.       sperrig : schwierig zu transportieren
4.       an etwas zugrunde gehen : an etwas sterben
5.       ungehalten : de façon abrupte
6.       das HO-Geschäft : Lebensmittelgeschäft in der DDR
7.       etwas mitgehen lassen : etwas stehlen
8.       einer Sache überdrüssig werden : en avoir assez de quelque chose
9.       ein Mädel : ein Mädchen
10.    die Klitsche : die Firma



*** *** ***



 A.     COMPREHENSION (10 points)


1.      Richtig oder falsch ? Begründen Sie Ihre Antwort mit einem Zitat aus dem Text.

Beispiel: a. Richtig: Sie wollten am nächsten Morgen den ersten D-Zug nach Berlin nehmen (Zeilen 1-2)

 

a.      Die Flucht Manfreds und dessen Familie führt über Berlin.
b.      Für Flüchtlinge ist es sicherer, über Berlin zu fahren.
c.      Manfred und seine Familie nehmen alle ihre Sachen mit in den Westen.
d.      Manfred kennt niemanden in der Bundesrepublik.
e.      Wolfgang glaubt fest daran, dass sein Bruder den Rest der Sachen bald holen wird.
f.        Die Mutter versucht, die etwas bedrückte Stimmung aufzulockern.
g.      Hannover ist für Manfred eine völlig fremde Stadt.
h.      Onkel Waldemar kam oft nach Deutschland zu Besuch.
i.        Manfred ist nicht bereit, auf seine Flucht zu verzichten.

 

2.      Welche Adjektive könnten sich auf Manfred beziehen, welche auf Wolfgang, welche auf die Mutter? Belegen Sie Ihre Antwort mit einem Zitat aus dem Text.

traurig - ironisch - besorgt - aufgeregt

 

3.      Wer ist mit folgenden Wörtern gemeint?

Beispiel: a) sie wollten am nächsten Morgen den ersten D-Zug nach Berlin nehmen. (Zeilen 1-2)

            Sie = Manfred und seine Familie

a)     sie wollten am nächsten Morgen den ersten D-Zug nach Berlin nehmen. (Zeilen 1-2)
b)     ... ob ihr die Sachen irgendwann wiederseht.(Zeilen 10-11)
c)      ... ob ihr vorher davon gewusst habt. (Zeile 24)
d)     Die gelten doch hier als Kapitalistenbrut. (Zeile 31)
e)      ... Du sollst nicht so von unserer Firma reden. (Zeile 33)

 

4.      Zitieren Sie:

1)     Eine Textstelle, die deutlich macht, warum Manfred aus der DDR flüchten will.
2)      Zwei Textstellen, die zeigen, dass die DDR eine Diktatur war.
3)     Eine Textstelle, die zeigt, mit welchen Methoden der Staat versucht, an Informationen zu kommen.

 

5.      Übersetzen Sie die Zeilen 22 (Meinst du...)  bis 25 (...dass das nicht der Fall ist.) ins Französische.




 B.     EXPRESSION (10 points)


 

1.      Ist Ihrer Ansicht nach die Situation Manfreds mit der Waldemars zu vergleichen? (mindestens 50 Wörter)

 

2.      Einen Monat nach ihrer Flucht berichtet eine Tochter von Manfred - sie ist 16 - für eine Hannoversche Zeitung von ihren ersten Erfahrungen in der Bundesrepublik. (mindestens 80 Wörter)

 
3.      Behandeln Sie eines der folgenden Themen. (mindestens 100 Wörter)

A.     Ist Ihrer Ansicht nach Amerika heutzutage immer noch das Land, wo alle Träume wahr werden können?

B.      Welche Probleme muss ein Flüchtling lösen, um sich in einem fremden Land zu integrieren?

 

 

 

 

 

information(s) pédagogique(s)

niveau : Terminale ES, Terminale S, B2

type pédagogique : évaluation

public visé : enseignant, élève

contexte d'usage : classe

référence aux programmes :

fichier joint

information(s) technique(s) : Fichier ressource au format .rtf   -    Merci à Thérèse Tournemaine du Pas de Calais qui nous  mis à disposition  ce sujet "prêt à l'emploi" !

taille : 51 Ko ;

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