Contenu

allemand

Recherche simple Vous recherchez ...

espace pédagogique > disciplines du second degré > allemand > S'informer > examens et certifications > sujets d'examen

"Bertold Beitz: In tiefster Dunkelheit" - sujet baccalauréat 2014 (Polynésie) - LV1

mis à jour le 11/09/2015


bac2014.jpg

.

mots clés : sujet , baccalauréat, Polynésie, 2014, LV1, L, ES, S, LVA


.

Text A: In tiefster Dunkelheit


Marcel Reif, 63, ist ein bekannter TV-Moderator in Deutschland. Er erzählt von einem Mann, der seinem Vater das Leben rettete: Berthold Beitz.

Was sagt man über einen Menschen, ohne den es einen selbst nicht gäbe? Berthold Beitz hat Hunderten Juden das Leben gerettet. Einer von ihnen war mein Vater. Mein Vater hat nie erzählt, was er im Krieg erlebt hat. Offenbar wollte er unsere Familie nicht dazu erziehen, in jedem Deutschen den potentiellen Täter, den Mörder  unseres Großvaters oder unseres Onkels zu sehen.

Er hat sein Leben lang geschwiegen, und meine Mutter war seine Komplizin des Schweigens. Vater starb 1994. Erst vor vier, fünf Jahren machte Mutter Andeutungen, dass ein großer Mann ihn einst aus dem Todeszug geholt und ihm damit das Leben gerettet hatte. Als ich  einige Zeit später eine Biografie über Berthold Beitz las, wurde mir klar, dass er das gewesen sein musste.

Beitz war damals, während des Krieges 1941, Ende zwanzig und Leiter einer Raffinerie nahe Lemberg in der heutigen Ukraine, wo meine Familie herstammt. Mein Großvater hatte eine Möbelfabrikation, er baute auch Möbel für Beitz.

 Mein Vater war damals ein kräftiger Kerl von 18 Jahren. Der Zug, in dem er und seine Geschwister saßen, hätte sie alle in ein Vernichtungslager gebracht. In Boryslaw, auf einem Bahnsteig voller SS-Leute, stand Berthold Beitz und sagte: Die fahren nicht weiter, ich brauche diese Leute für kriegswichtige Arbeit.

An diesen Mut erinnert ein Baum, der für Beitz in der Allee der Gerechten in Jad  Vaschem (1) errichtet wurde. Er selbst ist nie durch die Welt gezogen und hat nie damit geprahlt, wie viele Juden er gerettet hatte.

Vor drei Jahren habe ich erstmal Kontakt zu Beitz aufgenommen. Ich habe ihm geschrieben, dass ich ihn für eine Zierde der Menschheit (2) halte. Er antwortete mir, dass er mich gern kennen lernen würde, und lud mich zu einer Preisverleihung in der  Villa Hügel in Essen ein. Er und seine Frau Else wurden von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft geehrt.

Als ich vor ihm stand, hatte ich einen Kloß im Hals. Ich habe ihn nichts gefragt, sondern mich nur verneigt (3). Als er merkte, dass ich nicht mehr flüssig reden konnte, legte er mir die Hand auf die Schulter. Diese Begegnung werde ich nie  vergessen. Seither haben wir uns nicht mehr gesehen.

Es ist ein Zufall, dass ich gerade jetzt auf Sylt (4) bin. Ich sitze 40 Meter von dem Haus entfernt, in dem Beitz am vorigen Dienstag gestorben ist. Man hatte mir erzählt, dass er hier sei und jeden Tag spazieren gehe. Aber ich wollte nicht klingeln. Ich wäre mir vorgekommen wie ein Autogrammjäger. Zu seinem 100. Geburtstag in zwei  Monaten würde sich vielleicht ein Wiedersehen ergeben, so hatte ich gehofft.

Sein Tod macht mich traurig. Noch trauriger wäre ich allerdings, wenn es mir nicht möglich gewesen wäre, ihm zu danken.
Sein moralisches Handeln und Tun haben in tiefster Dunkelheit geleuchtet. Die Menschheit ist jetzt ärmer.
Nach: Der Spiegel, 05.08.13


TEXT B: Berthold Beitz


 Dass es diesen einen Beitz gab, das versöhnt viele Deutsche mit der Geschichte ihres Landes.
„Manche wollen aus mir einen Helden machen, aber das war ich nicht“, hat er später gesagt, „ich habe einfach als Mensch gehandelt“.
Der gelernte Bankkaufmann ließ sich 1952 von Alfried Krupp als  Generalbevollmächtigter (5) für den Konzern Krupp engagieren.
Von den fünfziger Jahren an baute Beitz Kontakte nach Polen, Ungarn, in die Sowjetunion und später auch in die DDR auf.
Beitz ging es vor allem um den riesigen Markt im Osten, der für Krupp durchaus glänzende Geschäfte versprach.

 Dass Beitz nun in vielen Nachrufen als „Jahrhundertmann“ beschrieben wird, hängt auch mit seiner Rolle als Unternehmer zusammen. Beitz steht für die deutsche Variante des Kapitalismus, die soziale Marktwirtschaft.
Er fühlte sich verantwortlich für die Beschäftigten, für die Arbeitsplätze in der Region. Ein Betriebsratschef dankte ihm für die „schützende Hand“, die er über die  Belegschaft (6) halte. Für Manager, die an Profitmaximierung denken, hatte Beitz keine Sympathie.

.
Nach: Der Spiegel, 05.08.13
  • 1. die Allee der Gerechten in Jad Vashem: l’allée des Justes à Yad Vashem (Jérusalem)
  • 2. eine Zierde der Menschheit sein: faire honneur au genre humain
  • 3. sich verneigen: s’incliner
  • 4. Sylt: deutsche Nordseeinsel
  • 5. der Generalbevollmächtigte: le fondé de pouvoir
  • 6. die Belegschaft: le personnel d’une entreprise
 
A. COMPREHENSION (10 points)


Die Hauptperson in den beiden Texten ist Berthold Beitz. Sammeln Sie Informationen zu seinem Leben, indem Sie auf folgende Fragen antworten.


1. Berthold Beitz’ Lebenslauf (Text A und Text B)


a) Schreiben Sie die beiden Antworten auf folgende Frage ab.


Welche Berufstätigkeit übte Berthold Beitz im Krieg und nach dem Krieg aus?
  • -Im Krieg arbeitete Beitz als...
  • -Nach dem Krieg wurde er...

b) Schreiben Sie nur die richtigen Antworten ab.

  • -Im Zweiten Weltkrieg hat Berthold Beitz mit der Nazi-Regierung kollaboriert.
  • -Im Zweiten Weltkrieg hat Berthold Beitz die Deportation von vielen Juden verhindert.
  • -Vor ein paar Jahren hat Berthold Beitz ein Buch über seine Tätigkeiten im Krieg geschrieben.
  • -Vor kurzem ist ein Buch über Beitz’ Lebensgeschichte erschienen.
  • -Berthold Beitz ist 2013 kurz vor seinem 100. Geburtstag gestorben.



2. Das Verhältnis der Familie Reif zu Berthold Beitz (Text A)

a) Wählen Sie jeweils den richtigen Vorschlag und schreiben Sie den  korrekten Text ab.

  • -Marcel Reifs Großvater (kannte Berthold Beitz nicht / hat für Berthold Beitz gearbeitet / hat jeglichen Kontakt mit Berthold Beitz vermieden).
  • -Ohne Berthold Beitz wäre Marcel Reifs Vater (Direktor der Fabrik geworden / Offizier geworden / deportiert worden).
  • -Nach dem Krieg hat Marcel Reifs Vater (den Namen Berthold Beitz niemals erwähnt / ein Interview über Berthold Beitz gegeben / im Familienkreis sehr oft von Berthold Beitz erzählt).
  • -Marcel Reif (trifft sich seit ein paar Jahren regelmäßig mit Berthold Beitz / hat sich nur ein einziges Mal mit Berthold Beitz getroffen / hatte nie die Gelegenheit, Berthold Beitz persönlich kennen zu lernen).



b) Zitieren Sie drei Textstellen, die zeigen, wie sehr Marcel Reif Berthold Beitz bewundert.




3. Berthold Beitz als bedeutende deutsche Persönlichkeit (Text A und Text B)

Lesen Sie folgende Sätze. In welcher Form steht das in den Texten? Finden Sie das entsprechende Zitat und schreiben Sie es ab.

  • a) Nach dem Krieg hat die jüdische Gemeinschaft Berthold Beitz ihre Dankbarkeit gezeigt.
  • b) Auch in Deutschland bekam Berthold Beitz offizielle Anerkennung.
  • c) Durch Berthold Beitz’ Einfluss wurden Krupp-Erzeugnisse auch außerhalb Deutschlands verkauft.
  • d) Als Unternehmer hat sich Beitz um das Wohl der Arbeiter bemüht.


4. Berthold Beitz’ Charakter (Text A und B)


Berthold Beitz’ Persönlichkeit zeichnet sich durch Diskretion und Bescheidenheit aus. Zitieren Sie zwei Textstellen, die diese Aussage belegen.




5. Question à traiter uniquement par les élèves de la série L qui ont choisi l’allemand comme enseignement de langue vivante approfondie (LVA) :


Aus beiden Texten geht hervor, dass Berthold Beitz von vielen Deutschen als Held betrachtet wird. Warum wohl? Antworten Sie auf Deutsch. (mindestens 40 Wörter)


.
 

EXPRESSION (10 points)

Les élèves des séries L, ES et S traiteront les questions A et B.

Les élèves de la série L ayant choisi l’option LVA traiteront les questions B et C.



A. Vor ein paar Jahren hat Marcel Reif durch einen Brief zum ersten Mal Kontakt zu Berthold Beitz aufgenommen.
Verfassen Sie den Brief. (mindestens 120 Wörter)



B. Behandeln Sie eines der beiden Themen: (mindestens 150 Wörter)

  • a) „Manche wollen aus mir einen Helden machen, aber das war ich nicht“, hat Berthold Beitz später gesagt, „ich habe einfach als Mensch gehandelt“.
    Meinen Sie, dass Helden „normale Menschen“ sind? Was kann Ihrer Ansicht nach aus einem normalen Menschen einen Helden machen?

    Begründen Sie Ihre Antwort mit konkreten Beispielen.


    ODER

     
  • b) Berthold Beitz hat für viele Menschen eine bedeutende Rolle gespielt. Wären Sie auch bereit, sich für andere Menschen zu engagieren? Was würden Sie konkret machen? Was würde Ihnen diese Erfahrung bringen?



C.

„Mein Vater wollte unsere Familie nicht dazu erziehen, in jedem Deutschen den potentiellen Täter, den Mörder unseres Großvaters oder unseres Onkels zu sehen.“

Meinen Sie, dass man im Ausland heute noch ein negatives Bild von den Deutschen hat?
Argumentieren Sie und geben Sie Beispiele. (mindestens 120 Wörter)



ODER



Meinen Sie, dass Erziehung zu mehr Toleranz und Offenheit beitragen kann?
Argumentieren Sie und geben Sie Beispiele. (mindestens 120 Wörter)




 

information(s) pédagogique(s)

niveau : B2, Terminale L, Terminale S, Terminale ES

type pédagogique : évaluation, sujet d'examen

public visé : enseignant, élève

contexte d'usage : classe

référence aux programmes :

fichier joint

information(s) technique(s) : ressource au format .rtf

taille : 741 Ko ;

haut de page

allemand - Rectorat de l'Académie de Nantes