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"Die Schwedenfähre": sujet baccalauréat 2005 - L - LV2

mis à jour le 09/02/2007


bac2005.jpg

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mots clés : sujet, Amérique du Nord, 2005, L, LV2


Die Schwedenfähre

Ich bin an der Ostsee auf der Insel Rügen groß geworden. Wie meine Mutter, mein Großvater, dessen Eltern genau wie ihre, deren Eltern wieder und so weiter. Links von uns war Hiddensee und irgendwo hinter dem Meer lag das Königreich Schweden, für mich ein Märchenland. Ein Ort, an den wir nicht durften, wo die Männer groß und stark wie Bären waren, die Frauen aussahen, wie Agneta von ABBA (1) und alle mit bunten Bändern um Maibäume tanzten. So stellte ich mir das vor. Ein fröhliches Land, voller blonder Menschen.

Von Saßnitz an der Ostseite der Insel fuhr zweimal täglich ein Schiff nach Trelleborg. Die Schwedenfähre. Man sah sie immer auf dem Meer hin- und herfahren, ganz langsam, am Horizont entlang. scheinbar parallel zum Ufer. Und jeden Sommer saß meine Mutter mit mir am Strand und schaute auf das weiße Schiff in der Ferne.

Eine meiner frühesten Erinnerungen ist genau dieses Bild. Wir sind allein am menschenleeren Strand. Ich trage eine von diesen weißen Kindermützen, sitze auf  dem Schoß meiner nackten Mutter und mache Winke-Winke (2) zu dem großen Schiff. Meine Mutter küsst mich und flüstert mir ins Ohr, ich verspreche dir, eines Tages werden wir mit dieser Fähre fahren, du und ich auf die andere Seite der Ostsee. Ganz sicher.

Die Jahre vergingen, meine Eltern trennten sich, wir zogen nach Berlin. Aber jedes Mal, wenn wir die Schwedenfähre wiedersahen, hielt meine Mutter ihre Hand Ober die Augen, schaute hinaus auf das Meer und seufzte leise. Eines Tages fahren wir mit dieser Fähre.

Wir fuhren aber nicht.

Später phantasierte ich oft, wo man sich im Malmö-Express, der nach Trelleborg mitfuhr, verstecken konnte oder wie man sonst unbemerkt nach Schweden kam. Es schien mir vollkommen abwegig (3), dass das nicht möglich sein sollte. Es gab doch keinen Stacheldraht oder patrouillierende Soldaten wie in Berlin. Das hier war das Meer. Irgendwie musste es doch machbar sein, an das andere Ende zu gelangen...

Meine Großmutter lebte in Stralsund. Natürlich kannte sie alle Damen im Fahrscheinschalterhäuschen (4) am Stralsunder Hafen. Und natürlich hatten die wieder gute Verbindungen zu den Fahrscheinschalterdamen in Saßnitz. Und so kam es, dass meine Oma, eine Flasche Ost-Cognac in der Tasche, am Morgen des 10. November 1989 an den Stralsunder Hafen ging und die Damen um einen Gefallen bat. Sie wollte Fahrkarten für das Schiff von Saßnitz nach Trelleborg, Hin-und Rückfahrt am 24. Dezember 1989. Es war ihr Weihnachtsgeschenk. Einmal mit der Schwedenfähre fahren. Auf die andere Seite der Ostsee. Die Fähre hatte an diesem Weihnachtstag fast eine Stunde Verspätung, und es gab keine Zeit mehr für einen längeren Aufenthalt in Trelleborg. Wir gingen trotzdem von Bord. 10 Minuten Schweden. Ein hässlicher anonymer Hafen, Industrieanlagen, alles grau vom Regen - aber Schweden. Endlich. Wir hatten es geschafft.

Mehr vom Land sah ich erst fünf Jahre später. Ich hatte ein Jahr in Italien studiert und mich mit lauter Skandinaviern angefreundet. Einige unserer schwedischen Freunde luden uns dann für August nach Gotland ein. Schweden gefiel mir sehr. Die Menschen waren nett, die Häuser wunderschön und alle hätten im IKEA-Katalog auftreten können. Überall gab es Lachs und Wodka. Ein polares Paradies.

Nach Claudia Rusch, Meine freie deutsche Jugend, 2003

1 - chanteuse du groupe suédois ABBA
2 - winken: faire signe
3 - abwegig: absurd
4 der Fahrscheinschalter : le guichet

 COMPREHENSION (10 points)


I

1. Nennen Sie chronologisch die Orte, wo die Erzählerin gelebt hat oder war, und die eine wichtige Rolle in ihrem Leben gespielt haben.
   
Begründen Sie jedesmal Ihre Antwort mit einem Zitat aus dem Text.

Beispiel:  a) An der Ostsee (oder: auf der Insel Rügen). Zitat: Ich bin an der Ostsee auf der Insel Rügen groß geworden"

   Nennen Sie vier weitere Orte.


2. Assoziieren Sie diese Orte mit Perioden aus dem Leben der Erzählerin. 
  
  Antworten Sie mit einem kurzen Satz und chronologisch wie in Frage 1.

        Beispiel:   a) an der Ostsee. Sie hat ihre Kinderjahre auf der Insel Rügen verbracht.


3. Wie oft und wann ist die Erzählerin nach Schweden gefahren? 
    Antworten Sie mit einem kurzen Satz.



II

1. a) Die Schwedenfähre ist:

ein Zug. 
ein Schiff. 
ein Bus.

          Schreiben Sie die richtige Antwort nieder.

1. b) Die Schwedenfähre fährt

von Stralsund nach Trelleborg. 
von Berlin nach Trelleborg. 
von Saßnitz nach Trelleborg.

Schreiben Sie die richtige Antwort nieder.

2. Welches Wort im Text charakterisiert für die Erzählerin Schweden am besten?

3. Die Erzählerin wollte schon immer nach Schweden fahren. Die Mutter hatte dabei eine wichtige Rolle gespielt
    Zitieren Sie drei Textstellen, die dies zeigen

 EXPRESSION (10 points)


1. Die Erzählerin schreibt am  Anfang: "Ein Ort, an den wir nicht durften."
    Erklären Sie, aus welchem Grund sie nicht nach Schweden durften.
(etwa 30 Wörter)

2. Die Reise findet trotzdem statt. Aus welchen Gründen wurde die Reise eines Tages möglich? ( etwa 40 Wörter)

3. Wie hat Schweden der Erzählerin gefallen?  (etwa 40 Wörter)

4. Behandeln Sie eines dieser beiden Themen (etwa 100 Wörter)

a. Welchen Traum möchten Sie verwirklichen?

b. Immer mehr Leute verbringen heute ein paar Monate oder ein paar Jahre im Ausland.
    Aus welchen Gründen? Was erwarten sie wohl von einem Auslandsaufenthalt?

 

information(s) pédagogique(s)

niveau : Terminale L

type pédagogique : évaluation

public visé : enseignant

contexte d'usage : classe

référence aux programmes :

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information(s) technique(s) :

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taille : 41 ko ;

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