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"Ein Leben in zwei Welten" - sujet baccalauréat 2008 - S - LV2

mis à jour le 01/05/2008


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mots clés : sujet, baccalauréat, Pondichéry, 2008, S, LV2


Die Berliner Autorin Hatice Akyün beschreibt in ihrem Buch "Einmal Hans mit scharfer Soße" ihr Leben als Deutsche und Türkin in Deutschland ..

 

Als ich Anfang zwanzig war, sagte mein Vater zu mir: "Du brauchst endlich einen Ehemann". Er sagte es nicht direkt mit diesen Worten, aber er meinte es so. Wenn mein Vater fragt, ob ich mich nicht einsam fühle, meint er, ich soll endlich heiraten. Wenn er sagt, dass es für Deutsche schwer sei, unsere Religion und Kultur zu verstehen, meint er, mir kommt nur ein türkischer Muslim ins Haus. Das ist die sogenannte Vatersprache. Ich verstehe meinen Vater sehr gut in seiner Sprache.

Wir waren gerade in seinem neuen Mercedes unterwegs. Seltsamerweise fahren wir immer Auto, wenn wir wichtige Themen besprechen. Mein Vater fängt das Gespräch immer an, indem er mich so beiläufig (1) wie möglich fragt: "Wie alt bist du  jetzt ?". Natürlich weiß er, wie alt ich bin. Dennoch antworte ich immer ernsthaft und nenne mein jeweiliges Alter, als wüsste ich nicht, warum er mich das fragt.

 Neulich erinnerte ich mich wieder an diese Vater-Tochter-Gespräche, als meine Freundin Julia wissen wollte, ob ich eigentlich auch zwangsverheiratet (2) werden sollte. Ich war ein wenig überrascht. Weniger darüber, dass sie mir diese Frage stellte, sondern vielmehr, weil sie mich das nach so vielen Jahren Freundschaft fragte. "Ja, für vier Kamele und einen Traktor". Julia schaute mich schockiert an. Dann lenkte ich ein: "Das war ein Scherz."

 Ich muss zugeben, dass ich mir heute manchmal wünsche, mein Vater hätte mich irgendwann zwangsverheiratet. Das hätte mir viel lästiges Suchen, zahllose Hoffnungen und ebenso viele Enttäuschungen erspart. Dabei habe ich tatsächlich eine wertvolle Mitgift (3), einen deutschen Pass. ."Wie kannst du so herzlos sein und deine Identität aufgeben?", hatte mein Vater damals geschimpft, nachdem ich ihn beantragt (4) hatte. Ich versuchte ihm zu erklären, dass ich doch sowieso den Rest meines Lebens in Deutschland leben würde, dass es leichter für mich sei, Arbeit zu finden und dass ich mich dann mit meiner Wählerstimme für die SPD (5) stark machen könne, die einzige Partei, die das Zusammenführen türkischer Großfamilien unterstützte. Doch er ließ sich nicht überzeugen. Dass Deutschland meine Heimat ist, das Land, das ich liebe und in dem ich hoffentlich einmal heirate, brachte ich vorsichtshalber nicht zur Sprache: Ich spreche erst mit dir, wenn du wieder Türkin bist, sagte er beleidigt. Beim Essen ignorierte er mich. Nur einmal sagte er zu meiner Mutter gewandt: "Könnte deine deutsche Tochter mir mal das Salz rüberreichen?"

 
Ein paar Wochen später, ich war längst wieder in meine Studentenbude gefahren, klingelte das Telefon. Es war mein Vater.
"Ich habe nachgedacht", sagte er mit erstaunlich ruhiger Stimme.
"Ach, ja?".
Es entstand eine kurze Pause.
"Wie lange dauert die Bearbeitung?"  (6)
"Ein Jahr".
"Das ist sehr lang."     .
"Es ist besser geworden. Früher musste man drei Jahre warten."
"Besorgst du uns die Unterlagen (7)?"
"Ja". Ich lächelte und legte auf.

 Zwölf Monate später saß ich mit dem Rest meiner Familie im Duisburger Rathaus, wo man uns bei einer offiziellen Feier die Einbürgerungs-Urkunden (8) inklusive eines Gutscheins für eine Stadtrundfahrt überreichte. Als mein Vater aufgerufen wurde, atmete er tief ein, erhob sich und nahm mit geschwellter Brust (9) die Urkunde entgegen. "Warum bekomme ich einen Gutschein für eine Stadtrundfahrt durch Duisburg?" fragte er betont unwirsch in die Runde. "Ich lebe seit über dreißig Jahren hier und kenne jeden Winkel dieser Stadt. Warum kriege ich keinen Gutschein für den Schwarzwald? Dort war ich noch nie".    .

 

Nach: Hatice Akyun, Einmal Hans mit scharfer Soße. 2005.

 

1 so beiläufig wie möglich: de la façon la plus détachée qui soit
2 zwangs verheiratet : mariée de force
3 die Mitgift: la dot
4 etwas beantragen: demander (officiellement) quelque chose, faire la demande (officielle) de quelque chose
5 die SPD : le parti social-democrate allemand
6 die Bearbeitung: (ici) les démarches
7 die Unterlagen : le dossier
8die Einbürgerungs·Urkunden : les documents de naturalisation
9 mit geschwellter Brust: la poitrine gonflée

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 I. COMPREHENSION

1.             Nur zwei Aussagen sind richtig. Welche?

In diesem Text erzählt Hatice Akyün, ...

a.wie ihr Vater nach Deutschland gekommen ist.
b.wie ihr Vater mit ihr über wichtige Themen spricht.
c.wie ihre Familie in der Türkei lebte.
d. wie sie mit 20 einen Türken geheiratet hat.
e. wie ihr Vater eines Tages eine wichtige Entscheidung traf.
f. wie  der Vater seine künftige Rückkehr in die Türkei plant..

 

2. Welcher Titel passt zu welchem Auszug?

1.             (Z.1-11)      (1. u. 2. Abschnitt)
2.             (Z.12-17)    (3. Abschnitt)
3.             (Z.18-31)   (4. Abschnitt)
4.             (Z.32-42)   (5. Abschnitt)
5.             (Z.43-50)   (6. Abschnitt)
a. Eine komische Frage.
b.Warum nicht Deutscher werden?
c. Wann heiratest du endlich?
d. Einbürgerungsfeier im Rathaus.
e. Ich und Deutschland.

Beispiel: 1=c


3. Zitieren Sie jeweils eine TextsteIle, die zeigt, ...

a. dass der Vater mit seiner Tochter nicht explizit über die Heirat spricht.
b. wie sich der Vater den idealen Ehemann für seine Tochter vorstellt.
c. dass es der Autorin klar ist, was ihr Vater meint.
d.  dass Julia ihre türkische Freundin nicht so gut kennt.


4. Richtig oder falsch? Begründen Sie Ihre Antwort mit einem Zitat aus dem Text!

O. Die Autorin hat die deutsche Staatsangehörigkeit.
1. Die Autorin fühlt sich in Deutschland zu Hause.
2. Die Autorin ist heute verheiratet.
3. Die Autorin meint, dass die SPD türkenfreundlich ist.
4. Die Autorin kann ihrem Vater nicht alles sagen.
5. Die Autorin meint, dass sie das Ende ihres Lebens in der Türkei verbringen wird. 

Beispiel:
O - Richtig;   Z.20-21: Dabei habe ich tatsächlich eine wertvolle Mitgift, einen deutschen Pass.

 

 II. EXPRESSION

 

1. Der Vater wartete lange, bis er sich für den deutschen Paß entschied. Was braucht ein Ausländer, um sich integriert zu fühlen und sich einzuleben? Führen Sie konkrete Beispiele an! (mindestens 80 Wörter)

 

2. Wählen Sie eines dieser Themen! (mindestens 100 Wörter)

a- Manche Eltern mischen sich in das Leben ihrer erwachsenen Kinder ein. Warum wohl? Finden Sie es gut? Erklären Sie Ihren Standpunkt und führen Sie konkrete Beispiele an.

ODER

b- Heutzutage verlassen junge Leute das Elternhaus immer später. Erklären Sie warum! Welche Konsequenzen hat das für sie und für ihre Eltern?

 .

 

information(s) pédagogique(s)

niveau : Terminale S

type pédagogique : évaluation

public visé : enseignant, élève

contexte d'usage : classe

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information(s) technique(s) : Fichier ressource au format .doc

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