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"Ein Sommer in der Schweiz": sujet baccalauréat 2007 - L - LV1

mis à jour le 05/06/2007


bac2007.jpg

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mots clés : sujet, Amérique du Nord, 2007, L, LV1


Der Erzähler verbringt als Kind die Ferien bei den Großeltern in der Schweiz.

In den ersten Sommern fanden die Großeltern das Leben, das ich mit ihnen lebte, zu einsam für mich und versuchten, mich mit Kindern gleichen Alters in Kontakt zu bringen. Sie kannten die Nachbarn, redeten mit der einen und anderen Familie und erreichten, dass ich zu Geburtstagsfesten, Ausflügen und Besuchen im Schwimmbad eingeladen wurde. Ich merkte, dass sie die Einladungen mit Liebe und Geduld erreicht hatten, und traute mich nicht, sie abzulehnen. Aber ich war jedes Mal froh, wenn das Ereignis vorbei und ich wieder bei den Großeltern war.

Oft verstand ich die Mundart nicht, in der die Kinder sprachen. Ich verstand ihre Anspielungen nicht. Ihr Schulsystem, ihre Schul- und Freizeitaktivitäten, ihre soziale Organisation waren völlig anders als meine.

Sogar im Schwimmbad ging es anders zu, als ich es kannte. Im Wasser wurde nicht gekämpft, niemand wurde ins Wasser gestoßen, niemand unter Wasser getauche. Es wurde Wasserball gespielt schnell und fair, von Mädchen und Jungen gemeinsam und gleichberechtigt. Vielleicht wären aus den Kontakten doch noch Kameradschaften und Freundschaften geworden, wenn wir uns öfter gesehen hätten. Aber bald nach meiner Ankunft bei den Großeltern brachen die Schweizer Kinder in die Ferien auf, oder sie waren schon weg und kehrten erst kurz vor meiner Abreise wieder zurück.

Ein Sommer war anders als die anderen. Einen Sommer lang hatte ich eine Spielgefährtin. Lucia, ein Mädchen aus einem kleinen Dorf im Tessin (2) verbrachte die Ferien bei ihrer Großtante im Nachbarhaus. Das ging nicht gut. Die Großtante, kränkelnd und schlecht zu Fuß, hatte sich vorgestellt, ihre Großnichte würde ihr vorlesen, mit ihr Patience (3) legen und stricken wollen. Die Großnichte hatte sich auf die nahe große Stadt gefreut. Außerdem konnte die Großtante kaum Italienisch und, die Großnichte kaum Deutsch.

Dabei hatte Lucia die Gabe, den Sprachunterschied einfach zu vernachlässigen. Als sie mich durch den Zaun auf italienisch ansprach und ich auf deutsch antwortete, redete sie weiter. Dann schwieg sie und wartete, bis ich etwas über die Schule sagte, auf der ich Latein lernte, und redete weiter. Sie strahlte mich so hoffnungsvoll und ermunternd an, dass auch ich weiterredete; ich erzählte, was mir einfiel, und versuchte, schließlich, aus den lateinischen Vokabeln, die ich in zwei Jahren gelernt hatte, italienische Wörter zu formen. Sie lachte, und ich lachte mit.

Ihre Wangen glühten, ihre dunklen Augen leuchteten, und wenn sie lachend den Kopf schüttelte, schwang ihr braunes, lockiges Haar. Mich überfiel ein Gefühl, bei  dem ich noch nicht wusste, was es ist und wie es heißt.

Habe ich sie geliebt? Ich freute mich auf Lucia, hatte Sehnsucht nach ihr, war enttäuscht, wenn wir uns sehen wollten, aber nicht konnten, war glücklich, wenn sie glücklich war, und unglücklich, wenn sie unglücklich und mehr noch, wenn sie ärgerlich war. Ihr Arger konnte von einem Moment auf den anderen aufflammen.  Wenn ich sie nicht verstand oder sie mich nicht, wenn ich zu ihr nicht so aufmerksam war, wie sie es erwartete. Oft fand ich ihren Arger nicht gerecht, aber über Gerechtigkeit zu streiten, war sprachlich aussichtslos.

Ich lernte, ihre Fröhlichkeit und ihren Arger wie das Wetter zu nehmen, das man nur beglückt oder betrübt hinnehmen kann.

Nach Die Heimkehr, von Bernhard Schlink, Zürich 2006
 
(1) unter Wasser tauchen : enfoncer la tete sous I'eau
(2) Tessin : Region de la Suisse ou "on parle italien
(3) Patience legen: faire une reussite (jeu de cartes)





 Etude de texte  - sur 14


 1. Richtig oder falsch? Rechtfertigen Sie Ihre Antwort mit einem Zitat aus dem Text!
Beispiel:
O. Der Erzähler verbringt die Sommerferien bei seiner Tante.
O. Falsch: In den ersten Sommern fanden die Großeltern das Leben, das ich mit ihnen lebte,

A.     Der Erzähler reagierte mit Freude auf die Einladung der Schweizer Familien.
B.     Die Schweizer Kinder sprachen Hochdeutsch.
C.     Bei den Großeltern hatte der Erzähler am Anfang nicht viele Freunde.
D.     Der Erzähler hatte jeden Sommer wenig Zeit, sich mit den Schweizer Kindern anzufreunden.
E.      Eines Sommers lernte der Erzähler eine richtige Kameradin kennen.
F.      Lucia hatte mit ihrer Tante Kommunikationsschwierigkeiten.
G.     Der Erzähler hatte zwei Jahre Italienisch gelernt.
H.     Der Erzähler empfand ein tiefes Gefühl für Lucia.

2. Auf welche Substantive beziehen sich die unterstrichenen Wörter?
Beispiel:
O. Zeile 1: das Leben, das ich mit ihnen teilte
O. ihnen: den Großeltern

1.    Zeile 6: sie abzulehnen      (1er paragraphe)
2.    Zeile 8-9: ich verstand ihre Anspielungen nicht    (2è paragraphe)
3.    Zeile 21: bei ihrer Großtante    (4è paragraphe)
4.    Zeile 22-23: würde ihr vorlesen    (4è paragraphe)
5.    Zeile 36: hatte Sehnsucht nach ihr     (7è paragraphe)
6.    Zeile 41: oft fand ich ihren Ärger     (7è paragraphe)


3. Wählen Sie aus folgender Liste für jede Person oder Personengruppe ein passendes Adjektiv aus:

diszipliniert - liebevoll - schüchtern - egoistisch - temperamentvoll - dumm - faul _ depressiv - aggressiv - geldgierig

die Großeltern:
der Erzähler:
die Schweizer Kinder:
Lucias Großtante:
Lucia:

4. Peter hat Kommunikationsprobleme mit den Kindern aus dem Dorf. Erklären Sie warum! (40 Wörter)

5. Beschreiben Sie die Beziehung zwischen Lucia und ihrer Großtante! (40 Wörter)

6. Peter und Lucia verständigen sich, obwohl sie nicht dieselbe Sprache sprechen. Wie ist es möglich? (40 Wörter)

7. Behandeln Sie eines der beiden Themen:

Thema A: Wie kann man eine Fremdsprache am besten lernen? (120 Wörter)

Thema B: Glauben Sie, dass man Freunde haben kann. deren Muttersprache man nicht versteht? (120 Wörter)



 Traduction - sur 6 points


 Übersetzen Sie die Zeilen 1 bis 10 ins Französische ("In den ersten Sommern ... völlig anders als meine.")  (début du texte)
 

information(s) pédagogique(s)

niveau : Terminale L

type pédagogique : évaluation

public visé : enseignant

contexte d'usage : classe

référence aux programmes :

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information(s) technique(s) :

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taille : 90 ko ;

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