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"Grünkohl und Curry" - sujet baccalauréat 2008 - L/S - LV2

mis à jour le 17/06/2008


bac2008.jpg

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mots clés : sujet, baccalauréat, Polynésie, 2008, L, S, LV2


Spiegel-Online-Redakteur Hasnain Kazim erzählt über seine deutsch-pakistanisch-indische Familie.

            Die Hochzeit (1) meiner Eltern muss ein rauschendes Fest gewesen sein. Die Fotos, die ich mir 31 Jahre später in Deutschland kurz vor meiner eigenen Heirat anschaue, zeigen eine Feier mit Hunderten von Gästen. Sechs Geschwister meines Vaters, elf meiner Mutter, Verwandte, Freunde, islamische Geistliche (2). Drei Tage  lang Party im pakistanischen Karatschi.

            Wie die Tradition es vorschreibt, zog meine Mutter gleich nach der Hochzeit zur Familie ihres Mannes. Lang konnte das junge Paar dort allerdings nicht zusammen sein. Mein Vater musste wieder auf das Frachtschiff einer Bremer Reederei (3), auf dem er damals als junger Offizier sein Geld verdiente. Da saß nun meine Mutter bei den Eltern ihres Mannes, fast zwei Autostunden von ihrer Familie entfernt. Für sie waren das fremde Leute. Freundlich und fürsorglich (4), aber fremd. Die Schwiegereltern sahen es nicht gern, wenn sie zu ihrer eigenen Familie verschwand. Meine Mutter verzweifelte. Wie sollte sie so glücklich werden?

            In den Westen zu ziehen, wurde ihr Ziel. Dorthin, wo einige ihrer Geschwister studierten, wo ihre Idole Elvis Presley und die Beatles herkamen - in die USA oder nach England. Am Telefon erzählte sie meinem Vater von ihren Träumen. "Warum nicht nach Deutschland?", fragte der zurück. Das Essen sei zwar so seltsam wie die Sprache, aber die Leute seien freundlich. Gemeinsam könne man dort ein neues Leben beginnen.

            Acht Monate nach ihrer Hochzeit flog meine Mutter nach Frankfurt am Main. Es war ihr erster Flug, ja sogar das erste Mal überhaupt, dass sie Karatschi verließ. Es war ein Schritt in eine unbekannte neue Heimat und eine Flucht aus der alten. Einen Monat später wurde ich in Oldenburg geboren. Ein pakistanischer Friese (5) mit indischen Wurzeln.

            Was dann folgte, war ein langer, sorgenvoller Weg, bis wir offiziell eine deutsche Familie wurden. Jahrelang mussten meine Eltern vor Gericht und bei Behörden darum kämpfen, Deutsche werden zu können. Wir waren geduldet (6), wie das im Amtsdeutsch (7) hieß, was bedeutete, wir konnten jederzeit abgeschoben (8) werden. Nie werde ich die Verzweiflung meiner Eltern über all die Unsicherheiten und Schikanen vergessen, über die vielen Briefe in unverständlichem Behördendeutsch (9), nie ihre Angst, dass am Ende alle Anstrengungen, in diesem fremden Land heimisch zu werden, doch umsonst sein könnten. Deutsch wurde ich erst 16 Jahre nach meiner Geburt. Abseits von Ausländerrecht und Ämterwillkür (10) waren wir damals längst schon zu einer deutsch-pakistanisch-indischen Familie geworden. Dank der Willenskraft (11) meiner Eltern, aber auch, weil Sabine, eine Kindergarten-Freundin, meine Mutter eines Tages gefragt hat: "Warum spricht Hasnain so komisch deutsch?" Die Frage des kleinen Mädchens ging meiner Mutter nicht mehr aus dem Kopf. Und sie zog daraus Konsequenzen: Sie schrieb sich an der Volkshochschule (12) ein, fing an, Bücher auf Deutsch zu lesen und mit meiner Schwester und mir deutsch zu sprechen.

            So begann, was viele Politiker heute eine Bilderbuch-Integration nennen würden: Wir haben Deutschland zu unserer Heimat gemacht. Wir haben deutsche Freunde fürs Leben gewonnen. Wir essen an einem Tag Grünkohl mit Pinkel, am anderen Curry.

Hasnain Kazim, Spiegel-Special, Nr 4/2007


1. die Hochzeit : le mariage
2. der Geistliche : l'ecclésiastique
3. die Reederei : la compagnie maritime
4. fürsorglich : attentionné
5. der Friese : le Frison (habitant de la Frise, région du nord-ouest de l'Allemagne)
6. dulden : supporter, tolérer
7. das Amtsdeutsch : l'allemand administratif
8. abschieben : expulser
9. das Behördendeutsch : l'allemand administratif
10. die Willkür : l'arbitraire
11. die Willenskraft : le volontarisme
12. die Volkshochschule : les cours du soir

 

 *** *** ***


 A.    COMPREHENSION (10 points)


NB: les exercices / items / questions comportant  un (*) ne figurent   pas   dans le sujet de la série S)


I/ Was erfahren Sie über die Geschichte der Familie Kazim? Bringen Sie Ereignisse, Zeitangaben und Personen in Zusammenhang.

Beispiel:

 Ereignisse

  • Hochzeit
 Zeitangaben

  • 1976
 Personen

  • die Eltern des Erzählers

-         Ereignisse: Hochzeit / Umzug bei den Schwiegereltern / Geburt in Deutschland / Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft / Auswanderung nach Deutschland / Arbeit auf einem Frachtschiff

-         Zeitangaben : kurz nach seiner Hochzeit / kurz nach dem Hochzeitsfest / 1977 / 1993 / 8 Monate nach ihrer Hochzeit / 1976

-         Personen : die Eltern des Erzählers (x2) / Hasnain Kazim (x2) / die Mutter des Erzählers / der Vater des Erzählers


II/ Richtig oder falsch? Rechtfertigen Sie jeweils Ihre Antwort mit einem Zitat aus dem Text.

Beispiel: 0) Richtig:
Zitat: Die Fotos, die ich mir 31 Jahre später in Deutschland kurz vor meiner eigenen Heirat anschaue,... (Zeilen 1-2)

 

0)     Der Erzähler soll bald heiraten.
1)     Die Eltern des Erzählers haben im engsten Familienkreis geheiratet. (*)
2)     Die Mutter war mit ihrem neuen Leben bei ihren Schwiegereltern ganz zufrieden.
3)     Die Familie Kazim hat sich lange davor gefürchtet, sich nicht in die deutsche Gesellschaft integrieren zu können.
4)     Gleich nach ihrer Ankunft hat jeder in der Familie einen deutschen Pass bekommen.
5)     Die Mutter des Erzählers hat eine sehr wichtige Rolle bei der Integration ihrer Kinder gespielt.
6)     Die Familie hat sich gut in Deutschland eingelebt.

 

III/ Am Anfang hatten die Eltern des Erzählers Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache: ja oder nein? Begründen Sie Ihre Antwort mit zwei Zitaten aus dem Text.  (*)

 

IV/ Übersetzen Sie die Zeilen 12 (In den Westen zu ziehen...) bis 16 (...ein neues Leben beginnen.) ins Französische.

 

NB: les exercices / items / questions comportant  un (*) ne figurent   pas   dans le sujet de la série S)


 

 B.     EXPRESSION (10 points)

 

1)     Warum spricht Hasnain so komisch deutsch? Die Frage des kleinen Mädchens ging meiner Mutter nicht mehr aus dem Kopf. Und sie zog daraus Konsequenzen. Warum stellt das kleine Mädchen diese Frage? Welche Konsequenzen hat die Mutter daraus gezogen? (mindestens 40 Wörter)  (*)

 

2)     Da saß nun meine Mutter bei den Eltern ihres Mannes, fast zwei Autostunden von ihrer Familie entfernt. Kurz nach der Abreise ihres Mannes schreibt ihm die Mutter einen Brief. Sie erzählt ihm dabei von ihren Gefühlen, ihren Zweifeln, ihren Wünschen und Hoffnungen, usw. Verfassen Sie den Brief. (mindestens 80 Wörter)

 

3)     Behandeln Sie eines der beiden Themen (mindestens 120 Wörter)

 

a)      Wir haben Deutschland zu unserer Heimat gemacht. (Zeilen 34-35) Was bedeutet für Sie persönlich Heimat? Wären Sie bereit, Ihre Heimat zu verlassen? Aus welchen Gründen? Führen Sie konkrete Beispiele an!

oder

 

b)      Kann man sich in einem Land einleben, ohne die Sprache zu beherrschen?

NB: les exercices / items / questions comportant  un (*) ne figurent   pas   dans le sujet de la série S)




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information(s) pédagogique(s)

niveau : Terminale L, Terminale S, B1, B2

type pédagogique : évaluation

public visé : enseignant, élève

contexte d'usage : classe

référence aux programmes :

fichier joint

information(s) technique(s) : Fichier ressource au format .rtf , sujet  L et sujet S  -    merci à Thérèse Tournemaine du Pas de Calais qui nous  mis à disposition  ce sujet "prêt à l'emploi" !

taille : 68 Ko ;

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