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"Heinz Berggruen" - sujet baccalauréat 2006 - L - LV1

mis à jour le 08/06/2007


bac2006.jpg

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mots clés : sujet, national, septembre, 2006 L, LV1


Heinz Berggruen, ein deutscher Autor jüdischer Herkunft, 1914 in Berlin geboren, emigrierte 1936 in die USA und nahm die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Nach dem Krieg eröffnete er eine Kunstgalerie in Paris.


Herbst 1973.Um diese Zeit faßte ich nach langen Überlegungen den Entschluß, meine amerikanische Staatsbürgerschaft (1) aufzugeben (2) und wieder die deutsche Nationalität anzunehmen. Mein Ideal war zwar ein anderes: ein föderales Europa, zu dem jedes Land der Alten Welt mit seiner  besonderen Kultur und Tradition beitragen würde, ein Europa, das mir die Möglichkeit eröffnet hätte, einen europäischen Paß zu erwerben (3). Aber da dieses Europa damals in weiter Ferne lag, mußte ich eine Entscheidung treffen. Ich hatte mich niemals als Amerikaner gefühlt, und ich hatte nicht das Bedürfnis, nach Amerika zurückzugehen. Ich fühlte mich als Europäer. Obwohl es mir in Paris gut ging, sah ich nicht ein, warum ich mich um einen französischen Paß bemühen sollte. Es erschien mir viel sinnvoller, die Nationalität wieder zu erwerben, die mir ein barbarisches Regime ein halbes  Menschenalter zuvor weggenommen hatte. Durch Sprache, Literatur, Geschichte und durch die deutsche Landschaft habe ich Bindungen an meine Heimat. [...]

In meiner Vorstellung war es reine Routine, die amerikanische Nationalität aufzugeben. Den deutschen Paß zurückzuerlangen, den ich 1936 verloren hatte, würde angesichts der bekannten Gründlichkeit (4) deutscher Behörden (5) dagegen wohl mit gewissen Schwierigkeiten verbunden sein. So dachte ich. Das Gegenteil war der Fall. Ich ging zum Konsulat der Bundesrepublik in Paris, füllte ein Formular aus, legte eine beglaubigte Kopie meiner Geburtsurkunde (6) und vier Paßfotos bei, und nach zehn Tagen erhielt ich einen deutschen Paß. Ich war wieder Deutscher.

Ganz anders erging es mir bei den Amerikanern. Als ich in der Botschaft (7) am Place de la Concorde erklärte, ich wolle meine amerikanische Nationalität aufgeben, sah mich die Beamtin mit  großen Augen an. Ob ich mir im klaren darüber sei, was das bedeute? Ob ich wisse, daß Tausende, nein Zehntausende Menschen auf der ganzen Welt sich täglich bemühten, die amerikanische Staatsbürgerschaft zu erlangen? Und die wolle ich so leichtfertig aufgeben? Nein, so einfach ginge das nicht. Höflich, aber energisch bemühte sich die Dame, mich von den dramatischen Konsequenzen eines solchen Schrittes zu überzeugen. Am Ende gab sie mir einen Termin, zwei Wochen später. Ich müßte mir Zeit lassen und noch einmal gründlich über meine Absicht nachdenken. [...]

"Ich hoffe, Sie haben sich alles gründlich überlegt", sagte die Dame, als sie mich nach vierzehn Tagen wieder empfing.
"Das habe ich".
"Und Sie haben, hoffe ich, Ihre Entscheidung verworfen (8)"
"Nein, das habe ich nicht".
Ich hatte das Gefühl, nicht in einer Botschaft, sondern im Sprechzimmer einer Psychotherapeutin zu sitzen, die mich auf den rechten Weg bringen wollte.

Ich übergab der Dame das von mir ausgefüllte Formular - Nationalitätsverzicht, renunciation of nationality, in der offiziellen Sprache - zusammen mit einer handschriftlichen Erklärung, in der ich meinen Entschluß begründete. Ich habe beschlossen, schrieb ich, auf meine amerikanische Staatsbürgerschaft, durch Naturalisierung erworben, zu verzichten, da ich, ehrenhaft (honorably) aus der Armee der Vereinigten Staaten entlassen, 1944 nach Europa zurückgekehrt bin, wo ich seither meinen ständigen Wohnsitz habe. Ich fügte an, daß auch meine Frau aus Europa stammte, daß meine beiden Kinder in Europa geboren waren und daß alle meine Wurzeln (9) hier, in der Alten Welt, lagen.

 

Heinz BERGGRUEN, "Hauptweg und Nebenwege - Erinnerungen eines Kunstsammlers", 1996

 

1  die Staatsbürgerschaft : la nationalité
2  aufgeben: abandonner
3  erwerben, erlangen :obtenir
4 die Gründlichkeit : la rigueur
5 die Behörde : l'administration
6 die Geburtsurkunde : l'acte de naissance
7 die Botschaft : l'ambassade
8  verwerfen : ici abandonner, renoncer à
9 die Wurzel : la racine


__________________________________________________


Vous répondrez directement sur votre copie, sans recopier les questions ni les exemples, mais en précisant chaque fois le numéro de la question et des énoncés. Pour les questions I et II de l'étude de texte, répondez selon le modèle indiqué en exemple.

 


 ETUDE DE TEXTE   -   sur 14

 

I. Bringen Sie folgende Sätze in die chronologisch richtige Reihenfolge.

Beispiel :
 

 1 23
 c...
...
...  ...


a) Der Erzähler wird wieder Deutscher.
b) Er kehrt nach Europa zurück.
c) Man nimmt dem Erzähler den deutschen Pass ab.
d) Er emigriert nach Amerika.
e) Er darf die amerikanische Nationalität aufgeben.


II. Richtig oder falsch? Begründen Sie Ihre Antwort mit einem Zitat aus dem Text.

 
Beispiel: 0) Falsch Zitat: und wieder die deutsche Nationalität anzunehmen (Zeile 2)

0) Im Herbst 1973 beantragt er die französische Staatsbürgerschaft.
1) 1973 kommt der Autor von Amerika nach Europa zurück.
2) Es war für den Autor eine leichte Entscheidung, die amerikanische Staatsbürgerschaft aufzugeben.
3) Der Autor ist ein überzeugter Europäer.
4) Für die amerikanische Beamtin in der Botschaft ist die Entscheidung des Autors unverständlich.
5) Er muss sich mit einer Psychotherapeutin unterhalten.
6) Es gelingt der Beamtin, den Autor von seinem Entschluss abzubringen.


III. Der Erzähler will die amerikanische Staatsbürgerschaft aufgeben und die deutsche Staatsbürgerschaft wieder erwerben.

- Wie hat er sich das vorgestellt? Was geschieht in Wirklichkeit?
- Was verlangen die deutschen und amerikanischen Behörden? [mindestens 60 Wörter]


IV. Wie reagiert die Beamtin der amerikanischen Botschaft? Wie kann man diese Reaktion erklären? [etwa 60 Wörter]


V. In einem Brief an einen Freund erklärt der Autor, warum er die deutsche Staatsbürgerschaft wieder erwerben will. Verfassen Sie den Brief. (Beachten Sie dabei die Informationen aus dem Text.) [etwa 100 Wörter]

     
 

Vl. Behandeln Sie eines der zwei folgenden Themen. [mindestens 100 Wörter]

a) Europa hat sich eine Währung (den Euro) gegeben. Könnten Sie sich auch eine europäische Staatsbürgerschaft vorstellen?

oder

b) Was kann einen Menschen dazu bewegen, seine Staatsbürgerschaft aufzugeben? Ist es Ihrer Meinung nach ein wichtiger Moment im Leben?



 TRADUCTION   -   sur 6

 

Übersetzen Sie die Zeilen 22-32 ins Französische ("Nein, so einfach ginge ... bringen wollte".)

 

information(s) pédagogique(s)

niveau : Terminale L

type pédagogique : évaluation

public visé : enseignant, élève

contexte d'usage : classe

référence aux programmes :

fichier joint

information(s) technique(s) : format .pdf

taille : 23 Ko ;

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