allemand

Helmut und der Mauerfall  

Eines Abends lagen wir im Bett und sahen uns den zweiten Teil von "Alien" an.
Etwa gegen elf ging das Telefon. Es war Beck.
"Sie haben die Grenze aufgemacht!" sagte er.
"Wer? Welche Grenze?"
"Die DDR, du Ignorant."  
"Na ja", sagte ich, "irgendwann mussten sie das ja wohl tun."
"Ist das dein Ernst? Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?"
"Du, wir sehen da gerade einen ganz spannenden Film, können wir uns morgen weiter unterhalten?"
Beck legte auf.
"Wer war dran?" fragte Roberta, als ich zu ihr zurückkam. Sie hatte den Film angehalten. 
"Es war Beck", sagte ich.
"Haben wir noch irgendwas zu essen?"
"Im Kühlschrank müsste noch etwas Parma-Schinken und ein paar Melonenscheiben sein. Was wollte er denn?"
"Beck sagte, sie machen die Grenze auf".
"Welche Grenze?" fragte sie, während sie kaute.
"Die DDR", sagte ich und biss in ein Melonenstück. 
"Das war ja abzusehen" sagte ich. "So konnte es ja nicht weitergehen, mit den Botschaften (1) und so."
"Soll ich wieder auf Play machen?"
"Klar. Noch ein Stück Melone?"
"Her damit!" sagte Roberta, und ich fütterte sie. Dann sahen wir uns an, was Sigourney Weaver mit dem Alien machte, und dann schliefen wir ein.


Am nächsten Morgen wurde ich erst wach, als Roberta schon weg war. Sie musste um neun im Institut sein.
Ich schaltete das Radio ein und wollte ins Bad gehen. Im Radio war keine Musik, nur Gerede. Irgendwas mit Berlin. Ich schaltete den Fernseher ein. Überall die Mauer. Auf der Mauer saßen Leute! Ich wunderte mich, dass die Mauer am Brandenburger Tor so breit war, dass mehrere Leute nebeneinander darauf herumlaufen konnten.
Es wurde niemand erschossen (2). Die Leute saßen auf der Mauer und tranken Sekt. Einige waren mit kleinen und großen Hämmern zugange und hämmerten kleine und große Stücke aus der Mauer. Und keiner wurde erschossen. Die Kameras zeigten Volkspolizisten, die in sicherem Abstand das Treiben verfolgten. Sie lächelten unsicher. Aber keiner schoss.
Dann wurden Leute gezeigt, die in ihren kleinen Autos in Kolonne über den Kudamm (3) fuhren. Es wurde viel geweint.
Ich blieb den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzen.
Gegen Abend kam Roberta. Sie sagte, auch an der Uni gebe es kein anderes Thema. Überall liefen Fernseher.
Abends um neun ging wieder das Telefon. Als ich den Hörer abnahm, hörte ich zunächst nur Lärm. 
"Hallo?" rief ich in die Muschel (4). Es hörte sich an, als riefe jemand von einer Party an oder aus einer Disco. Dann hörte ich eine Stimme brüllen: "Hier ist Mücke!"
"Herrgott! Von wo rufst du an?"     
"Aus Berlin, du Arschloch."
"Kannst du nicht irgendwo hingehen, wo es ruhiger ist?" Wir hatten seit Jahren nichts. voneinander gehört.
"Hast du sie noch alle (5) ? Hier gibt es keinen Ort, wo es ruhig ist. Das ist Berlin am zehnten November 1989. Jemand hat mir fünf Mark geschenkt, damit ich dich anrufen konnte!" 
"Wieso?"
"Na, weil er mich für einen Ossi gehalten hat. Überleg dir das mal! Fünf Mark! Geschenkt."
"Warum rufst du an?"
"Weil hier die Hölle (6) los ist!
"Das höre ich."
"Ich bin hier in einer Kneipe, und vorne ist die Hölle los..."
"Das sagtest du bereits."
"Ist das alles, was dich interessiert? Hier tanzt der Bär und du..."
"Ich habe es im Fernsehen gesehen."
"Scheiß aufs Fernsehen. Da muss man dabei sein. Ich wohne in Berlin. Willst du nicht herkommen?"
"Hör mal, ich kann nicht. Ich studiere hier und habe einen Job."
"Hör zu", sagte Mücke, "ich gebe dir jetzt meine Nummer und meine Adresse. Komm her. Ich will keine Ausreden (7) hören."

                                    Nach Frank Goosen, Liegen lernen, Heyne Verlag 2005

(1) die Botschaft: l'ambassade     
(2) erschießen: fusiller
(3) der Kurfürstendamm: Hauptstraße in Westberlin     
(4) die Muschel: (ici) l'écouteur du téléphone      
(5) hast du sie noch alle?: bist du wahnsinnig, bist du verrückt geworden?       
(6) hier ist die Hölle Ios!: ça bouge ici!
7) die Ausrede: l'excuse, le prétexte    

COMPREHENSION  sur 10 points

Lesen Sie den ganzen Text.

1. Wählen Sie die passende Antwort auf die folgenden Fragen und zitieren Sie den Text.  

a.   Wo befinden sich Helmut und Roberta? ·       
-              im Kino ·       
-              auf der Straße ·       
-              im Schlafzimmer ·       
-               in der Küche

b. Warum ruft Beck an? ·       
-              er will Helmut informieren, dass die Berliner Mauer fällt.     
-              er will den Film Alien" mit Helmut und Roberta sehen.     
-              er versteht nicht, was in Berlin passiert.      
-              er will, dass Helmut zu ihm kommt.

c. Wie reagieren Helmut und Roberta auf Becks Anruf? ·       
-              sie sind neugierig und wollen mehr von Beck wissen. ·       
-              sie sind fassungslos und können nicht glauben, was Beck erzählt. ·       
-              sie schalten das Radio an, um sich weiter zu informieren. ·       
-              es ist ihnen egal, sie wollen den Film weitersehen.

d. Wo befindet sich Mücke? ·       
-              in Bonn ·       
-              in Ostdeutschland ·       
-              in Berlin ·                  
-              in der DDR


Lesen Sie noch einmal den Text von "Am nächsten Morgen..."     bis    "...es wurde viel geweint."


2. Zitieren Sie eine Textstelle, die zeigt, ...
·        a.             dass in Berlin eine Revolution ohne Gewalt stattfindet.
·        b.            dass die Menschen in Berlin sich freuen und feiern.
·        c.             dass die Volkspolizisten nicht wissen, wie sie reagieren sollen.

Lesen Sie noch einmal den ganzen Text.


3. Welche Konsequenzen hat der Mauerfall für Helmut? Notieren Sie die 4 richtigen Antworten.
·        a.             Er kann sich nicht ruhig seinen Film ansehen.
·        b.            Er wird nach Berlin eingeladen.
·        c.             Er streitet sich mit Roberta.
·        d.            Er kann sich keine Musik im Radio anhören.
·        e.             Er hört wieder von einem alten Freund.
·        f.             Er hat keinen Appetit mehr.
·        g.            Er bekommt Geld von Leuten, um zu telefonieren.
·        h.            Er trinkt Sekt und feiert.


4. Zitieren Sie 2 Textstellen, die zeigen, dass Beck und Mücke ihren Freund Helmut nicht verstehen.


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Les questions suivantes (  5. et Expression 1 et 2) seront traitées uniquement par les candidats de la série L

5. Übersetzen Sie den Text von  Ich blieb den ganzen Tag..."       bis          Hier ist Mücke!"

EXPRESSION sur 10 points   série L

1.       Helmut beschließt schließlich, nach Berlin zu fahren. Roberta ist völlig dagegen. Schreiben Sie das Gespräch zwischen den beiden! (120 Wörter)

2.       Schreiben Sie 120 Wörter zu einem dieser drei Themen.  

A.    Mücke sagt: Scheiß auf Fernsehen. Da muss man dabei sein." Ist es Ihrer Meinung nach wichtig, große Ereignisse (Konzerte, große sportliche Ereignisse, politische Veranstaltungen, usw.) live zu erleben oder reicht es, sie im Fernsehen oder im Radio zu verfolgen?

oder

B.     Werden wir von den Medien informiert oder manipuliert? Wie kann man sich Ihrer Meinung nach am besten informieren?

oder

C.     Als die Mauer fiel, haben die Leute in Berlin geweint, getanzt, gefeiert, Sekt getrunken, usw. Können Sie verstehen, dass ein politisches Ereignis so viele Emotionen auslöst? Geben Sie Beispiele.  





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Les questions suivantes (a, b, c) seront traitées uniquement par les candidats de la série S

EXPRESSION sur 10 points   série S

Schreiben Sie 120 Wörter zu einem dieser drei Themen.

a. Mücke sagt: Scheiß aufs Fernsehen. Da muss man dabei sein." Ist es Ihrer Meinung nach wichtig, große Ereignisse (Konzerte, große sportliche Ereignisse, politische Veranstaltungen, usw.) live zu erleben oder reicht es, sie im Fernsehen oder im Radio zu verfolgen?

oder

b. Werden wir von den Medien informiert oder manipuliert? Wie kann man sich Ihrer Meinung nach am besten informieren?

oder

c. Als die Mauer fiel, haben die Leute in Berlin geweint, getanzt, gefeiert, Sekt getrunken, usw. Können Sie verstehen, dass ein politisches Ereignis so viele Emotionen auslöst? Geben Sie Beispiele.   ...