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"Literatur und Kritik": sujet baccalauréat 2005 - L - LV1

mis à jour le 10/02/2007


bac2005.jpg

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mots clés : sujet, national, juin, 2005, L, LV1


Literatur und Kritik

Marcel Reich-Ranicki war lange Zeit verantwortlich für die Literaturseiten derFrankfurter Allgemeinen Zeitung.

Ich wollte, wie jeder Kritiker, erziehen, doch nicht die Schriftsteller. Ich hatte vielmehr das Publikum im Auge. Um es ganz einfach zu sagen: Ich wollte den Lesern erklären, warum die Bücher, die ich für gut und schön halte, gut und schön sind, ich wollte sie dazu bringen, diese Bücher zu lesen.

Im Sommer 1987 besuchten mich zwei Herren vom Zweiten Deutschen Fernsehen. Ob ich Lust hätte, für das ZDF eine regelmäßige Literatursendung zu machen? Ich sagte mit Entschiedenheit: Nein. Aber die Herren überhörten meine Antwort. Hingegen wollten sie wissen, ob und wie ich mir eine solche Sendung vorstelle. Ich dachte mir: Ich werde verschiedene Bedingungen stellen, bis die Herren resigniert aufgeben. Es solle, sagte ich provozierend, jede Sendung mindestens 60 Minuten dauern, besser 75. In dieser Sendung, sagte ich, dürfe es weder Bild- noch Filmeinblendungen[1] geben, keine Lieder oder Chansons, keine Szenen aus Romanen, keine Schriftsteller, die aus ihren Werken vorläsen oder, in einem Park spazieren gehend, diese Werke erklärten. Auf dem Bildschirm sollten nur die vier Personen zu sehen sein, die ihre Meinung über Bücher äußern und, wie zu erwarten, sich auch streiten würden. Ich hatte es gewagt, gegen das Gesetz[2] des Fernsehens, gegen die Dominanz des Visuellen zu rebellieren. Es war klar: Dies würden die beiden Herren nicht akzeptieren. Gespannt wartete ich auf ihre Reaktion. Die zwei Herren atmeten durch die Nase tief ein, und erklärten leise: Einverstanden.

Am 25. März 1988 wurde Das literarische Quartett zum ersten Mal ausgestrahlt. 

Was wollte ich mit dieser Sendung erreichen? Das Quartett sollte vermitteln[3] zwischen den Schriftstellern und den Lesern, der Kunst und der Gesellschaft, der Literatur und dem Leben.

War es eine Unterhaltungssendung[4] über Literatur, die ich geplant hatte? Nein, das war nicht mein Ziel, aber wenn das Quartett viele Zuschauer amüsiert, dann freut mich das. In der Tat, wir wollen auch unterhalten. Es ist nicht unsere Aufgabe, Bücher zu behandeln, weil sie im Gespräch sind. Aber wir sehen es gern, wenn die Bücher, die wir behandeln, ins Gespräch kommen. Wir folgen nicht den Bestsellerlisten. Aber wir sind zufrieden, wenn die Bücher, die wir empfehlen, auf den Bestsellerlisten erscheinen.

Zum Publikum des Literarischen Quartetts gehören neben Lesern und Kennern der Literatur auch Menschen, die von Literatur nichts wissen wollen. Manchmal sehen sie uns dennoch zu, wohl deshalb, weil sie Spaß an unseren Gesprächen haben und vielleicht auch an unserem Streit. Anscheinend lesen diese Zuschauer - oft selber von ihrem plötzlich erwachten Interesse überrascht - das eine oder andere Buch, das wir besprochen haben. Ich will nicht verheimlichen[5], daß mir gerade diese Zuschauer besonders wichtig sind.

Viel wird dem Quartett vorgeworfen. Am häufigsten hört man, die Sendung sei banal, populistisch, nichts werde hier wirklich begründet, dagegen werde alles vereinfacht. Solche Vorwürfe und noch viele andere sind nur sehr berechtigt. Da jedes Mal von fünf Büchern die Rede ist, stehen für jedes vierzehn bis fünfzehn Minuten zur Verfügung, und so für jeden der vier Teilnehmer etwa dreieinhalb Minuten pro Titel. In diesen dreieinhalb Minuten soll etwas über den Autor gesagt werden, über das Thema und die Problematik seines neuen Buches, über dessen Motive und Personen, über die künstlerischen Mittel und manchmal auch über bestimmte aktuelle Aspekte. Wir können nur kurz sagen, welchen Eindruck die Bücher auf uns gemacht haben, und was unserer Ansicht nach an ihnen gut oder schlecht ist.

Lohnt sich das? Wie man hört, hat es in der Geschichte des deutschen Fernsehens noch keine Sendung gegeben, die auf den Verkauf von literarischen Werken einen so direkten und so starken Einfluß gehabt hat wie das Quartett. Aber gehört denn dies zu den Aufgaben oder sogar Pflichten der Kritik?

Nach Marcel Reich-Ranicki, Mein Leben, 1999


[1] die Einblendung, cf. einblenden: insérer
[2] das Gesetz: la loi
[3] vermitteln: servir de médiateur
[4] die Unterhaltungssendung, cf. unterhalten: divertir
[5] verheimlichen: cacher

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Vous répondrez sur votre copie sans recopier les questions, mais en précisant chaque fois le numéro de la question et des énoncés.

 

 

 ÉTUDE DU TEXTE, sur 14 points

I. Schreiben Sie jeweils die richtige Antwort ab.

1)      Der Autor ist / Dichter / Nachrichtensprecher / Literaturkritiker / Reporter.
2)      1987 bot man ihm an, / ein Buch zu schreiben / eine Fernsehsendung zu leiten / die Kritik einer Sendung zu machen / eine Literaturzeitschrift zu gründen.
 

II. Richtig oder falsch? Rechtfertigen Sie jeweils Ihre Antwort mit einem Zitat aus dem Text.

 
Beispiel:0) Falsch; Zitat: Ob ich Lust hätte, für das ZDF eine regelmäßige Literatursendung zu machen? (Z. 4-5 )

 
0)     1987 bekam der Erzähler ein Angebot von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
1)     Der Erzähler wünschte schon lange, eine regelmäßige literarische Sendung zu machen.
2)     Der Erzähler war sicher, dass er Dinge verlangte, die nicht zu realisieren waren.
3)     Typisch für Das literarische Quartett" ist, dass die Autoren selber nicht eingeladen werden.
4)     Die Diskussionen werden oft durch Bilder oder Musik unterbrochen.
5)     Über jedes Buch kann stundenlang diskutiert werden.
6)     Das literarische Quartett wendet sich nur an eine interessierte Minderheit.
7)     Das Publikum genießt den immer harmonischen und ruhigen Ton der Diskussionen.
8)     Auch Leute, die sonst nicht so gern lesen, lassen sich von dieser Sendung beeinflussen.
 

III. Wie sind folgende Sätze zu verstehen? Schreiben Sie jeweils die richtige Antwort ab.

 
1)      Aber die Herren überhörten meine Antwort. (Z. 5-6)

 Die Herren verstanden die Antwort nicht.
Die Herren wollten die Antwort nicht hören.
Die Herren konnten die zu leise gesprochene Antwort nicht hören.

 
2)      Die zwei Herren atmeten durch die Nase tief ein, und erklärten leise: ,Einverstanden. (Z. 15)

 Die zwei Herren akzeptierten Reich-Ranickis Bedingungen, obwohl es ihnen schwer fiel.
Die zwei Herren akzeptierten begeistert Reich-Ranickis Bedingungen.
Die zwei Herren konnten auf keinen Fall solche Bedingungen akzeptieren.

 
3)      Es ist nicht unsere Aufgabe, Bücher zu behandeln, weil sie im Gespräch sind. (Z. 22)

Kritiker sollen bekannte Bücher besprechen.
Kritiker haben nicht nur über Bestseller zu sprechen.
Kritiker sollen nur Gespräche über aktuelle Themen führen.

IV. Inwiefern sind Reich-Ranickis Erklärungen (Z. 8-13) als Provokation zu interpretieren? [mindestens 60 Wörter]

 
V. Ich will nicht verheimlichen, daß mir gerade diese Zuschauer besonders wichtig sind. (Zeile 30-31) Wie lässt sich Reich-Ranickis Interesse für dieses Publikum erklären? [mindestens 60 Wörter]

 
Vl. Wie man hört, hat es in der Geschichte des deutschen Fernsehens noch keine Sendung gegeben, die auf den Verkauf von literarischen Werken einen so direkten und so starken Einfluß gehabt hat wie das ,Quartett'. Aber gehört denn dies zu den Aufgaben oder sogar Pflichten der Kritik? (Zeilen 40-43)

Was würden Sie auf diese Frage antworten? [mindestens 60 Wörter]

 

VII. Behandeln Sie eines der beiden Themen. [mindestens 120 Wörter]

a)      Wer kann Ihrer Meinung nach am besten über ein Buch sprechen: der Autor, der Kritiker, der Leser? Argumentieren Sie.

b)      Lassen Sie sich bei der Wahl eines Buches, eines Films, eines Theaterstückes, einer CD gerne beraten? Von wem? Warum?

 

 TRADUCTION, sur 6 points

Übersetzen Sie die Zeilen 20-28 ins Französische (War es eine Unterhaltungssendung ... und vielleicht auch an unserem Streit.)


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information(s) pédagogique(s)

niveau : Terminale L

type pédagogique : évaluation

public visé : enseignant, élève

contexte d'usage : classe

référence aux programmes :

fichier joint

information(s) technique(s) :

fichier au format .doc, mis à disposition par J.Kerangéven

taille : 51 ko ;

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