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"Moni aus Karlshorst" - sujet baccalauréat 2009 - S - LV2

mis à jour le 10/06/2009


bac2009.jpg

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mots clés : sujet, baccalauréat, Amérique du Nord, 2009, S, LV2


Die Autorin stammt aus Berlin-Karlshorst in der DDR. Die Szene spielt nach einem Leseabend im Deutschen Haus (1) in New York.


 Dann stehen wir alle noch ein bisschen herum, Wein und Brezeln werden gereicht. Eine Frau unter den Gästen kommt mir bekannt vor, so etwas passiert jedoch öfters. Sie lacht mir zu. Da kapiere ich endlich, wir fallen uns um den Hals - Moni!

Eigentlich habe ich sie an der Ähnlichkeit mit ihren Schwestern erkannt, die ich noch regelmäßig treffe, seit Moni 1963 geflohen (2)  ist. Moni ist nämlich zwei Wochen nach dem Abitur in den Westen geflohen, und zwar im Kofferraum (3) eines amerikanischen Armeefahrzeuges, das nicht von DDR-Grenzern (4) kontrolliert werden durfte. Die Boys setzten sie bei ihrer Tante in West-Berlin ab, die natürlich in Ohnmacht (5) fiel, als Moni an der Tür klingelte und "Hallo, da bin ich" sagte. Mit dieser Flucht war Moni damals in Karlshorst zum Gesprächsthema Nummer Eins geworden. Und jetzt, nach vierzig Jahren, bei den Brezeln nach meiner Lesung im Deutschen Haus, teilt sie mir mit, es waren überhaupt keine Amerikaner, es waren Franzosen. Ich bin platt. Ich kann es gar nicht fassen. Moni aus Karlshorst! Nach vierzig Jahren sehen wir uns wieder! Franzosen also!

Ich will wissen, wie es Moni seit ihrer Flucht ergangen ist, aber sie stellt erst einmal klar, dass sie nicht etwa mit einem der französischen Offiziere, die ihr zur Flucht verholfen hatten, ein Verhältnis (6) gehabt habe. Das hatten sich damals natürlich alle in Berlin-Karlshorst vorgestellt. Die Franzosen hatten sie aus politischer Überzeugung rübergebracht (7). Ich kannte ihre Namen nicht, sagt Moni, sie kannten meinen nicht, und ich habe keinen von ihnen je wiedergesehen. Wir waren zufällig in einem Geschäft in der Stadt ins Gespräch gekommen, erzählt sie, erst haben wir ein bisschen gelacht, dann habe ich sie direkt gefragt: "Würdet ihr mich ,rübernehmen'?" Sie haben ja gesagt, sofort. Und ich habe mich von einer Minute zur anderen entschlossen, okay, dann sofort. Ich bin noch nicht einmal mehr nach Hause gefahren, um etwas zu holen, mein frisch erworbenes Abiturzeugnis zum Beispiel.

Das Abiturzeugnis hat sie dann auch nicht gebraucht. Bei der Tante in West-Berlin ist sie nicht lange geblieben, sondern erst einmal durch die ganze Welt gereist, dann hat sie einen Italiener geheiratet und dann noch einen Italiener. Jetzt ist sie von beiden geschieden, aber mit beiden noch freundschaftlich verbunden, denn sie haben ihr italienische Küche mit Raffinesse beigebracht. Irgendwann ist sie in Amerika gelandet. Und hast du jetzt wieder einen husband, frage ich sie, aber sie sagt, o Gott, nein, nie wieder husband!

Offensichtlich hat sie nichts von ihrem Freiheitswillen verloren, seit sie sich vor vierzig Jahren entschloss, lieber in einen Kofferraum der französischen Besatzungsarmee zu steigen. als ihr Leben in der DDR zu verbringen.

 

Aus: Barbara Honigmann "Das überirdische Licht - Rückkehr nach New York (2008)

 

1 Leseabend im Deutschen Haus: L'auteur fait une lecture publique de sa dernière oeuvre dans un institut culturel allemand
2 fliehen (o,o) : s'enfuir  die Flucht
3 der Kofferraum eines Fahrzeuges = le coffre d'un vehicule
4 der Grenzer = Polizist an der Grenze der DDR
5 in Ohnmacht fallen = tomber en syncope
6 mit jm ein Verhältnis haben = avoir une relation amoureuse avec quelqu'un
7 rüber = hier :in den Westen"

 


 I - COMPREHENSION
 


1. Schreiben Sie die genannten Etappen aus Monis Leben chronologisch auf (von früher bis jetzt).

Beispiel: 1. Leben in Karlshorst

 

Flucht in den Westen - Abitur - Leben mit einem Italiener - Leben in New York - Leben in Karlshorst - Reise durch die Welt

 

2. Richtig oder falsch. Begründen Sie Ihre Antwort mit einem Element aus dem Text.

 

Beispiel:   O.  Falsch: "Die Szene spielt ... in New York"

O.            Die Szene spielt in Deutschland.
1.            Moni und die Autorin kennen sich schon lange.
2.            Moni war ein kleines Kind, als sie in den Westen ging.
3.            In Karlshorst wurde Moni sehr bekannt.
4.            Amerikaner haben Moni geholfen, in den Westen zu fliehen.
5.            Moni hatte sich in einen Offizier verliebt.
6.            Ihre Tante in West-Berlin wartete auf sie.
7.            Moni und die Offiziere kannten sich schon lange.
8.            In West-Berlin hat sie noch einmal ihr Abitur machen müssen.
9.            Sie mag Italiener und die italienische Küche.
10.          Moni hat in Amerika wieder geheiratet.

 

3. Notieren Sie drei Textstellen, die zeigen, dass Monis Flucht nicht geplant war.

 

4. Warum haben die Soldaten Moni geholfen? Nennen Sie eine Textstelle.

 


 EXPRESSION
 

 

1. Gleich am selben Abend schreibt die Erzählerin einen Brief an eine Schulfreundin, die Moni gut kannte. Sie erzählt von Monis Leben.(mindestens 120 Wörter)

 

2. Behandeln Sie eines der folgenden Themen (mindestens 120 Wörter)

 

Thema A

Kann die Freiheit für einen Menschen so wichtig sein, dass er alles hinter sich lässt und anderswo ein neues Leben beginnt? Welches sind die Vor- und Nachteile?

 

oder

 

Thema B

Für Moni scheint das Abitur nicht so wichtig zu sein. Und für Sie? Ist es wichtig? Nicht so wichtig? Begründen Sie Ihre Antwort.

 

information(s) pédagogique(s)

niveau : Terminale S, B2

type pédagogique : évaluation

public visé : enseignant, élève

contexte d'usage : classe

référence aux programmes :

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information(s) technique(s) : Fichier ressource au format .rtf

taille : 20 Ko ;

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