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"Nächtlicher Besuch" - sujet baccalauréat 2008 - ES/S - LV1

mis à jour le 25/01/2009


bac2008.jpg

mots clés : sujet, baccalauréat, septembre, 2008, ES, S, LV1


Carola, 19, ist in Sachsen in der DDR groß geworden. Im Sommer 1989 fährt sie mit ihren Eltern nach Ungarn. Während des Urlaubs lernt sie Thilo aus dem Westen kennen und flieht mit ihm über die ungarische Grenze nach Westdeutschland.
Nun lebt sie seit ein paar Monaten in Westberlin. Eines Nachts klingelt es unten an der Haustür...

"Deine Mutter", sagte Thilo. "Da unten steht deine Mutter!"

"Wie denn", sagte Carola und blinzelte gegen das Licht im Flur. "Meine Mutter ist doch drüben".
Da war eine, die hat gesagt, sie wäre deine Mutter, sagte Thilo. Ich will zu Carola, hat sie gesagt. Ich bin die Mutter. Klang ziemlich aufgeregt.
Darauf konnte sich Carola keinen Reim machen (1), und ehe ihr eine Entgegnung (2)  einfiel, klingelte es.

Thilo ging, um zu öffnen. Carola horchte.

Ja, sie hörte eine Stimme, die nach ihrer Mutter klang, auch die Schritte - und als sie die Silhouette ihrer Mutter in der Tür sah, schrie Carola vor Schreck, einen spitzen, unterdrückten Schrei.

"Carola", sagte ihre Mutter. "Du bist noch im Bett?"

Sie schaltete das Licht ein und ging auf Carola zu, die vor Angst aufrecht im Bett saß.

"Wieso?" fragte Carola. Sie verstand überhaupt nichts. Wieso taucht ihre Mutter plötzlich im Westen auf? Wieso hat sie weder geschrieben noch angerufen? Wieso ist sie so glücklich? Wieso kommt sie ohne Carolas Vater, mit dem sie doch immer alles gemeinsam unternimmt? Und wieso fragt ihre Mutter sie um halb zwölf in der Nacht, wieso sie noch im Bett ist?

"Weißt du denn nicht, was passiert ist? Die Mauer ist auf!"

"Die haben die Mauer einfach aufgemacht?" fragte Carola. Sie war fassungslos (3).

"Klar!" sagte ihre Mutter. "Laß dich drücken, mein Kind!" Sie setzte sich auf die Bettkante, schlang ihre Arme um Carola und merkte, daß auch sie sich gegen ein Aufwallen starker Gefühle nicht wehren (4) konnte.

"Der Vati hat... Der Vati wollte nicht mit, der hat gesagt, daß ich nie bei dir ankomme."  Frau Schreiter gab sich keine Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten. "Aber siehste - nun bin ich hier!"

Carola paßte dieser unangemeldete Besuch überhaupt nicht. Sie war dabei, ein neues Leben zu beginnen - und plötzlich brach das alte Leben ein, stand im Zimmer, ungebeten, sächselnd (5), laut, nannte sie mein Kind, sprach vom Vati, machte einen auf tränenreiches Wiedersehen und interessierte sich überhaupt nicht für Carolas Erfolge der letzten Wochen.

"Darf ich euch erst mal bekannt machen", sagte Carola. "Das ist Thilo - und das ist meine Mutter."

"Hab ich mir schon gedacht", sagte Thilo und gab Carolas Mutter die Hand. Die blickte ihn aus verheulten (6) Augen an. "Angenehm", sagte sie und schniefte (7) ungeniert. "Entschuldigung, aber ich ..."  Es ging nicht, sie weinte schon wieder.

"Bist du mit dem Auto gekommen?" fragte Carola, um Versachlichung bemüht (8).

"Nu", sagte Frau Schreiter. "Glaubst du, ich hab einen Parkplatz gefunden? Nicht die Spur! Nirgends een Parkplatz! Da hab ichs auf dem Bürgersteig abgestellt."

"Das ist riskant", sagte Carola. "Da kanns dir halt abgeschleppt (9) werden."

Frau Schreiter hatte Mühe, Carola wiederzuerkennen. So kalt war sie früher nicht, und dieses »halt«, von dem Frau Schreiter nicht wußte, was es eigentlich bedeuten soll, weil es überall hinpaßte, hatte Carola auch nie benutzt, nie. [...]

"Willst du noch mal aufstehn?" fragte Thilo.

"Da fragen Sie noch?" sagte Carolas Mutter. "Carola, wenn du wüßtest, was draußen los ist!"

Carolas Mutter erhob sich, und die Worte sprudelten aus ihr. Sie erzählte von den Zuständen (10) an der Grenze, lud Thilo zu Weihnachten nach Zwickau ein, wo die ganze Familie beisammen wäre, da ja nun auch Carola wieder nach Hause kommen könnte.

Carola zog sich an. Als sie aus der Wohnungstür trat, sagte Frau Schreiter voller Bewunderung :   "Carola, weißt du, wie du aussiehst? Wie eine aus dem Westen!"

Carola schaute ihre Mutter entsetzt an, doch die redete weiter. "Wenn man dich so sieht, du bist gar nicht zu unterscheiden von denen!" Sie war stolz auf Carola. [...]

"Wollen wir an die Mauer gehen?" fragte Thilo.

Niemand widersprach. Carola fühlte einen gewissen Unwillen. Sie war im Westen, und jetzt holte sie der Osten, aus dem sie weggelaufen war, wieder ein (11). Ihre Mutter glaubte, sie sei eine ausm Osten, die sich nur westlich verkleidet hätte. Sie sollte an die Grenze, gucken, wie die aus dem Osten kommen. Was hatte sie mit denen zu tun? Sie studierte Ethnologie, interessierte sich für exotische Kulturen, wovon die, die da kamen, keine Ahnung hatten.

Sie war keine von denen! Wieso glaubte Thilo, die würden sie interessieren?

 

Nach Thomas Brussig, Wie es leuchtet, 2004



  • 1.       sich auf etwas keinen Reim machen können = etwas nicht verstehen.
  • 2.       die Entgegnung(en) = die Antwort.
  • 3.       fassungslos : stupéfait, qui n'arrive pas à réaliser.
  • 4.       sich gegen etwas wehren : se défendre contre qc.
  • 5.       sächseln : parler avec un accent de la région de Saxe.
  • 6.       heulen = weinen.
  • 7.       schniefen : renifler.
  • 8.       um Versachlichung bemüht sein : s'efforcer de s'en tenir aux faits concrets.
  • 9.       abgeschleppt werden : être mis à la fourrière.
  • 10.   die Zustände (plur.) : la situation
  • 11.   jn. ein/holen : rattraper qn.

 

______________________________________________________

Vous répondrez sur votre copie sans recopier les questions, mais en précisant chaque fois le numéro de la question et des énoncés. Pour les questions I b, III et IV de la partie compréhension, répondez selon le modèle indiqué en exemple.

 

 COMPRÉHENSION

 

I. a. Welches wichtige Ereignis der Geschichte steht im Mittelpunkt des Textes? Notieren Sie die richtige Antwort und zitieren Sie eine Textstelle.

 

  • - Die Novemberrevolution
  • - Der Bau der Mauer
  • - Der Fall der Mauer
  • - Der deutsche Nationalfeiertag

 

b. Zeit und Ort der Handlung: Notieren Sie jeweils die richtigen Antworten.

Beispiel: Die Szene spielt am 9. November 1989.
                                         ...

 

Die Szene spielt

  • - am 7. Oktober 1989 / am 9. November 1989 / am 3. Oktober 1990.
  • - um 23 Uhr 30 / um 0 Uhr 30 / um 24 Uhr.
  • - in Ostberlin / in Westberlin / in Zwickau / in Sachsen.

 

II. Orte und Personen: Was stimmt? Notieren Sie die drei richtigen Sätze.

 

  • 1. Carola kommt aus Ostdeutschland, lebt heute in Westberlin und möchte im Westen bleiben.
  • 2. Carolas Vater kommt aus dem Osten, lebt in Ostdeutschland und ist in dieser Nacht in Zwickau.
  • 3. Carola kommt aus Westdeutschland und lebt heute in Westberlin.
  • 4. Carolas Mutter kommt aus dem Osten, lebt heute in Westdeutschland und wohnt in Westberlin.
  • 5. Carolas Mutter kommt aus dem Osten, lebt heute in Zwickau und ist in dieser Nacht in Westberlin.
  • 6. Carolas Vater kommt aus dem Westen, lebt heute in Westdeutschland und ist in dieser Nacht in Zwickau.

 

III. Richtig oder falsch? Begründen Sie jede Antwort mit einem Zitat.

0. Falsch: (Z. 10) [...] und ging auf Carola zu, die vor Angst aufrecht im Bett saß.

0. Carola will gerade ins Bett gehen.

 

  • 1. Als es klingelt, öffnet Carola die Tür.
  • 2. Carola hat den Besuch ihrer Mutter nicht erwartet.
  • 3. Carolas Vater ist zu Hause geblieben.
  • 4. Thilo hat Carolas Mutter noch nie gesehen.
  • 5. Frau Schreiter lädt Thilo zu sich nach Hause ein.
  • 6. Thilo schlägt vor, an die Mauer zu gehen.

 

 

IV. Was empfinden Carola und ihre Mutter in dieser Nacht? Welche Sätze passen zu Carola, welche zu der Mutter? Begründen Sie jede Antwort mit einem Zitat aus dem Text.

Beispiel: Carola ist zunächst erschrocken.
              (Zeile 8) [...] schrie Carola vor Schreck, einen spitzen, unterdrückten Schrei.

 

0. ...ist zunächst erschrocken.

  • 1. ...weint vor Freude.
  • 2. ...ist so überrascht, dass sie zuerst gar nichts versteht.
  • 3. ...reagiert euphorisch auf die Ereignisse an der Mauer.
  • 4. ...findet die andere verändert.
  • 5. ...hat keine Lust, an die Mauer zu gehen.

 

V. Übersetzen Sie die Zeilen 9-13 (Carola  ...  unternimmt)  ins Französische.

 

 EXPRESSION

 

I. Am nächsten Tag schreibt Thilo seinem Freund Daniel in einer E-Mail, was in der letzten Nacht bei ihm zu Hause geschehen ist und erzählt ihm, was sich zwischen Carola und ihrer Mutter abgespielt hat. Verfassen Sie diese E-Mail.[mindestens 110 Wörter]

 

II. Behandeln Sie eines der beiden Themen. [mindestens 130 Wörter]

a. Einige Tage nach dem bedeutenden Ereignis soll Carola für die Berliner Zeitung einen Artikel schreiben, in dem sie erklärt, warum sie sich für ihr aktuelles Leben entschieden hat. Verfassen Sie diesen Artikel.

 

ODER

 

b. Kann man Ihrer Meinung nach in einem fremden Land ein neues Leben anfangen?

 

information(s) pédagogique(s)

niveau : Terminale ES, Terminale S, B2

type pédagogique : sujet d'examen

public visé : enseignant, élève

contexte d'usage : classe, travail autonome

référence aux programmes :

fichier joint

information(s) technique(s) : sujet prêt à l'emploi, au format .rtf;

Merci à Thérèse TOURNEMAINE du Pas -de-Calais qui nous a envoyé tous les sujets de la session de septembre !

taille : 23 Ko ;

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