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"U.Hahn / D.Kehlmann" - sujet baccalauréat 2012 - L - LV1

mis à jour le 14/03/2013


bac2012.jpg

mots clés : sujet national, baccalauréat, septembre, 2012, L, LV1


Text A

Die Szene spielt in den 60er Jahren.

Rosenbaum, Biologielehrer an der Realschule, war einer meiner Schutzengel. Wie Pastor Kreuzkamp und wie Lehrer Mohren mit seinem Steh auf, als ich nicht aufstand mit denen, die auf Gymnasien und Realschulen gehen wollten.

Kreuzkamp, Mohren, Rosenbaum: Ohne sie würde ich heute nicht hier durch die Straßen laufen, würde vielmehr bei Steno und Schreibmaschine in einem vollgequalmten Büro sitzen. Gemeinsam waren der Pastor und die beiden Lehrer - wie die Heiligen Drei Könige, hatte der Bruder gespottet - in der Altstraße aufgetaucht. Wie verloren hatte der Vater am Ende den drei Männern gegenübergesessen: Sein Nein zum Gymnasium für ein Mädchen hatte keine Kraft mehr.

Der Übergang zum Gymnasium war für meinen Bruder Bertram leicht gewesen. Er war ein Junge, und die Tante, eine Schwester des Vaters, bezahlte das Schulgeld. Welch' eine Freude hatte es Bertram in den vergangenen Monaten gemacht, mir, der Schwester, die sonst immer alles besser wusste, Latein beizubringen. Ein Spiel war es für uns beide gewesen, unsere Welt, Dinge unseres Alltags in der Sprache Gottes neu zu erschaffen. Ein Kilometerzähler wurde zum chiliometrorum mensura, der Stromausfall zum fluoris electriciti abruptio, und der Kölner FC schoss: porta! Tooor!

Am ersten Schultag sagte mir meine Freundin Monika: Jetzt haben wir erst mal Deutsch! Bei Rebmann! Du wirst sehen: ein Fä-noh-men. Der Lehrer zog sich hinter den Schreibtisch zurück und fragte, ob ich denn den Werther (1) schon gelesen habe.
Erleichtert sagte ich Ja.
Nun, dann können Sie uns vielleicht in ein paar Sätzen sagen, was Sie von diesem
'Werther' halten. Eine faszinierende Sprache, hörte ich mich schüchtern sagen.
Ja, aber was halten Sie denn nun von diesem Mann? Ihre Meinung ist gefragt!


Dass mir Studienrat Dr. Werner Rebmann meine Liebe zu den Büchern und Buchmenschen nicht durch Fakten und Daten wegnahm, dafür flog ihm mein Herz entgegen. Sein Wunsch, uns zum Selberdenken anzuregen, war stärker. Richtig oder
falsch gab es nur selten. Nicht: Was will uns der Dichter damit sagen?, wie es uns das furchtsame Fräulein Abendgold in der Realschule beigebracht hatte, interessierte
Rebmann. Er wollte wissen: Was hat er Ihnen zu sagen? Was können Sie anfangen mit diesem Gedicht, dieser Erzählung, dieser Figur? Argumente zählten. Eine Meinung haben und sie begründen, das Für und Wider erwägen, Schlüsse ziehen. Lesen sollte zum Denken führen.

nach Ulla HAHN, Aufbruch, dtv, 2009



Text B

Auch meine Mutter hatte das nicht erwartet, wenn sie von ihres Sohnes glänzender
Zukunft gesprochen hatte. Ich spielte einst (2) gut Klavier, ich konnte leidlich malen, und alle Fotos zeigen mich als hübsches Kind mit klugen Augen. Aber die Welt bricht fast jeden, und warum hätten ausgerechnet meine Träume wirklich werden sollen. Mein Vater hatte gesagt: Bücherlesen ist kein Beruf, und so empört ich einst darüber war, werde ich, wenn meine Kinder in das Alter kommen, ihnen nichts anderes sagen: Bücherlesen ist kein Beruf. So studierte ich Elektrotechnik mit dem Schwerpunkt mobiler Kommunikation, lernte alles über die Methoden, eine Menschenstimme um die Welt zu schicken, begann zu arbeiten. Ich war Abteilungsleiter in einer der großen Telekommunikationsfirmen. Das mag langweilig klingen, aber in Wirklichkeit ist es noch langweiliger. Ich hatte zunächst über fünf, dann über sieben und zuletzt über neun Leute zu bestimmen; und ich stellte fest, dass Menschen nicht zusammenarbeiten können, ohne einander zu hassen, und dass man ihnen nichts sagen kann, ohne von ihnen verabscheut (3) zu werden.
Dann wurde ich versetzt in eine andere Stadt; das nennt man Karriere. Ich verdiente gut, ich war sehr einsam, ich las abends lateinische Bücher mit Hilfe eines Wörterbuchs oder sah mir im Fernsehen die Komödien mit dem lachenden Geisterpublikum (4) an, und akzeptierte die Idee, dass das Leben ist, was es ist, und dass man sich viele Dinge aussuchen kann, aber nicht alle.

nach Daniel KEHLMANN, Ruhm, Rowohlt, 2009

  • 1 Werther : ein Briefroman von Goethe
  • 2 einst : früher
  • 3 verabscheuen : mépriser
  • 4 das lachende Geisterpublikum : les rires enregistrés


 ETUDE DE TEXTE (14 points)


I. Text A : Wählen Sie aus folgender Liste die Personen, die dafür sind, dass die Erzählerin nach Abschluss der Realschule aufs Gymnasium geht!

  • 1) Pastor Kreuzkamp
  • 2) der Vater
  • 3) Lehrer Rosenbaum
  • 4) Lehrer Mohren
  • 5) die Tante


II. Text B :Zitieren Sie die Stellen, die über die Biografie des Erzählers folgende
Informationen geben:


  • 1) Studium:
  • 2) Beruf:


III. Sind folgende Aussagen richtig oder falsch? Begründen Sie Ihre Antwort mit einem Zitat aus dem entsprechenden Text!
Beispiel: 0) Richtig: ... die Tante, eine Schwester des Vaters, bezahlte das
Schulgeld. (Zeile 11)


Text A

  • 0) Die Tante der Erzählerin unterstützt die Familie finanziell.
  • 1) Die Erzählerin interessiert sich absolut nicht für Latein.
  • 2) Auch die Erzählerin findet ihren neuen Deutschlehrer toll.
  • 3) Der Vater fühlt sich den Lehrern gegenüber machtlos.
  • 4) Der Bruder der Erzählerin besucht die Realschule.


Text B

  • 5) Nach der Arbeit verbringt der Erzähler seine Freizeit in Kinos und in Kneipen.
  • 6) Der Erzähler findet seine Arbeit interessant.
  • 7) Als Kind hatte der Erzähler künstlerische Interessen.
  • 8) Der Erzähler denkt nun wie sein Vater, was die Berufswahl betrifft.


IV. Text B
Welche Eigenschaften treffen in bestimmten Momenten seines Lebens auf den
Erzähler zu? Belegen Sie diese mit einem Zitat aus dem Text!

Beispiel: wütend: Zeile 38 ... so empört ich einst darüber war

lustig - resigniert - kontaktfreudig -wütend - entschlossen - talentiert - allein



V. Text A
Wie lernen die Schüler im Literaturunterricht bei Lehrer Rebmann selbständig denken? Beantworten Sie diese Frage mit Ihren eigenen Worten!
(30 Wörter)


VI. Text A
Was will die Erzählerin mit folgenden Worten sagen?
Ohne sie würde ich heute nicht hier durch die Straßen laufen, würde vielmehr bei Steno und Schreibmaschine in einem vollgequalmten Büro sitzen. (Zeilen 4-6) (30 Wörter)


VII. Nach Abschluss des Gymnasiums schreibt die Erzählerin einen Brief an Herrn Rosenbaum, in dem sie ihm für seine Hilfe dankt. (mindestens 120 Wörter)



VIII. Behandeln Sie eines der beiden Themen: (mindestens 150 Wörter)

  • a) Lesen sollte zum Denken führen.

    Was halten Sie von dieser Aussage?Geben Sie Ihre Meinung an und begründen Sie sie mit Argumenten!



       ODER

  • b) Dürfen sich Eltern in die Zukunftspläne ihrer Kinder einmischen?

    Geben Sie Ihre Meinung an und begründen Sie sie mit Argumenten!





 TRADUCTION (6 points)


Text B

Übersetzen Sie den Text von Zeile 42 Ich war Abteilungsleiter... bis Zeile 51 ... aber nicht alle. ins Französische!
 

information(s) pédagogique(s)

niveau : Terminale L, B2

type pédagogique : évaluation

public visé : enseignant, élève

contexte d'usage : classe

référence aux programmes :

fichier joint

information(s) technique(s) : ressource au format .pdf

taille : 121 Ko ;

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